Der Ruhetag half Livios Knie. So fuhren wir am Montag 23. Juni wieder los und rollten ziemlich gemütlich in Richtung Achalkalaki. Unterwegs kreuzten wir einen französischen Veloreisenden, welcher (wie auch weitere) nun nicht mehr in den Iran reisen kann und somit im Kaukasus "gefangen" ist. Er und auch andere planen nun mit dem Flugzeug weiter in Richtung Osten zu reisen.
Etwas weiter fuhren wir rund vier Kilometer lang entlang vom neuem Bahnhof Achakalaki. Der Bahnhof ist die Spurwechselpunkt des Eisenbahnprojekts Kars-Tiflis-Baku mit welchem das türkische Eisenbahnnetz mit dem Netz auf dem Kaukasus verbunden wurde. Dazu wurde eine neue Strecke von Kars bis Achalkalaki gebaut und ab da bestehende Strecken ausgebaut.
Die Stadt Achalkalaki liesen wir rechts liegen, da unser Weg in Richtung Türkei nach Süden führte. Wir pedalten nun auf der mit Schlaglöchern gespickten Strasse weiter durch mehrere Dörfer immer leicht steigend in Richtung Grenzübergang Kartshaki. Kurz vo dem letzten kleinen Pass zelteten wir bei einem Platz der auf OpenStreetMap als "good Camp" markiert gewesen ist.
Die Aussicht auf die darunter liegende Ebene war super und dank dem vorhandenen Tisch konnten wir unser Material einmal mehr wunderbar ausbreiten.
Da wir früh drann waren, genossen wir die Sonne in unseren Campingstühlen.
Irgendwann tauchte dann noch ein weiter schweizer Velofahrer auf, welcher die Türkei in 2.5 Wochen durchqueren will und daher viel leichter unterwegs ist. Er freute sich über unsere Einladung zum Znacht, da er so zu einem warem Essen kam.
Nach einer eher kalten und feuchten Nacht krochen wir kurz nach dem Sonnenaufgang aus dem Zelt und entdeckten Reif. Die zusammengekratzte Reifmenge vom Zelt reichte sogar für einen Schneeball. ;-)
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Reif am Morgen am Zelt |
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Livios neuer Skater-Koala |
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Auf dem Weg in Richtung Grenze |
Da unser Nachbar noch nicht aufgestanden war, verabschiedeten wir uns durch die Zeltwand und versuchte im letzten Laden in Kartsakhi unsere letzten georgischen Lari zu verbauchen, was leider nicht ganz gelang.
Am Grenzposten angekommen konnten wir als Auto aus Georgien ausreisen, auf türkischer Seite wurden wir aber als Fussgänger behandelt. Da wir zu dieser Zeit die einzigen Einreisewilligen waren, ging das ganze Prozedere sehr schnell und so standen wir schon kurz danach mit zwei weiteren Stempel im Pass in der Türkei.
Der Kontrast in Sachen Strasse könnte nicht grösser sein. Auf der türkischen Seite eine ziemlich neue vierspurige, richtungsgetrennte Strasse auf der georgischen eine Strasse die abschnittweise Schritttempo von den Lastwagen verlangt, da sie in so schlechtem Zustand ist. Die Landschaft hingegen ist ähnlich geblieben. Die Berge sind rund und karge Alpweiden und in den flächeren und feuchteren Ebenen wird etwas Ackerbau betrieben.
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durch den fast leeren Tunnel in Richtung Cildir |
Wir erreichten dank Tunnel Cildir recht knieschonend und tauchten da voll in die Türkei ein: Cay trinken in der Strassenbeiz, Haare schneiden beim Kuaförü, Köfte essen, WC ohne Papier, Ekmek einkaufen und die Buchstaben wieder lesen können.
Im Verlauf vom Nachmittag verliessen wir die die Stadt. Dabei erwischten wir die falsche Strasse und kämpften uns dann, unter anderem auf nur knapp sichtbaren Fahrspuren, zurück auf die grosse Strasse. Die im Dorf erfahrenen Höhenmeter waren natürlich wieder zunichte gemacht...
Nur wenige Kilometer nach der Stadt fanden wir einen super Zeltplatz etwas unterhalb der Strasse.
Da wir normalerweise den Wecker auf den Sonnenaufgang stellen konnten wir einmal mehr aus dem Schlafsack heraus den (kitschigen) Sonnenaufgang geniessen. "Dank" einer Stunde Zeitunterschied gegenüber Georgien findet das Spektakel nun um 4:30 statt. Aber da wir so oder so nach der Sonne leben, ist das eigentlich recht egal.
Von Cildir bis Ardahan fuhren wir über mehrere Hügel und Wellen durch die weitläufige Landschaft. Beim in die Stadt rollen bemerkte Chregu, dass sich in seinem Hinterreifen einen Platten ankündigte. Am Strassenrand bauten wir das Rad auseinander und fanden, wie fast immer bei Platten, einen Draht als Übeltäter. Das Aufpumpen nach der Reparatur erledigten wir bei einer Autogarage, was dann, nicht überraschend, zu einer Cay-Einladung führte.
Nach einer Stärkung, Einkaufen, Geldwechseln (Lari zu Lira) starteten wir in Richtung Artvin und somit auch in Richtung des Passes Cam Gecidi. Wir wussten schon dass die Rampen zu steil für Livios Knie sind, daher stöppelten wir kurz vor dem ersten Steilstück. Leider waren wir nicht gleich schnell erfolgreich wie in Georgien. Wir warteten ingesammt rund eine Stunde und versuchten es auch noch im nahe gelegenen Dorf. Erst der Standortwechsel zur Verkehrskontrollstelle fürte zum Erfolg. So reiste Livio inklusive seinem und einem Teil von Chregus Gepäck mit einem PickUp auf den Pass.
Chregu kurbelte die knapp 600hm hoch und traf Livio kurz vor dem Pass. So überquerten wir den 2470m hohen Cem Gecidi zusammen. Die Abfahrt ist zuerst recht flach, wird aber schon nach wenigen Kilometern spektakulär. Wer schon mit dem Zug von Bern nach Lausanne gefahren ist, kennt den Effekt: fast von einem Augenblick auf den anderen ändert sich die Landschaft sehr stark.
Nun ist es steil, waldig und in der Ferne hat es viele Berge auf welchen trotz Ende Juni immer noch Schnee liegt. Es erinnert uns an das Goms oder einige Walliser Südtäler.
Wir finden einmal mehr einen super Zeltplatz und können den Abend geniessen bis uns kurz nach Sonnenuntergang die Mücken ins Zelt treiben. Am Morgen essen wir unser Nutellabrot aber mückenbedingt unten an der Hauptstrasse.
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original und türkische Kopie |
Dann geht es aber erstmal nur abwärts. Durch viele Kurven und über unzählige Rüttler in der Strasse heizen wir ins Tal. Bis Savsat ist es steil und somt rollt es sehr gut. Danach wird es flacher aber nicht weniger speltakulär. Die Strasse führt alles dem Bach entlang und die teilweise ist das Tal so eng, dass für die Strasse einiges an Fels herausgesprengt werden musste. So erreichen wir einiges vor dem Mittag den Stausee und den Abzweiger nach Artvin. Dort sitzen wir in den Schatten und machen eine ausgedehnte Pause für die Höhenmeter entlang dem Stausee und bis nach Artvin. Da wir nun auf rund 400m über Meer sind ist es entsprechend warm. Wir nässen unsere Tshirts immer wieder an den verschiedene Wasserspendern entlang der Strecke. Das kühlt und macht so das Pedalen und die Temperatur massiv erträglicher.
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Auf vielen Abschnitten mit dem Kanu befahrbar... |
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Oder eher nur mit dem Kayak |
Nun sind wir in Artvin in einem Hotel und hoffen, unter anderem mit der Hilfe eines Warmshower Hosts für ein paar Tage ein Auto zu mieten um Livios Knie gründlich zu entlasten.
Eindrückliche Berichte und tolle Bilder! Es macht Freude, zu lesen. Als wären wir mit dabei, merci!
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