Montag, 11. August 2025

Montenegro

Angekommen in Prizren verbrachten wir den Nachmittag im Hostel. Gegen Abend suchten wir uns etwas zu essen in der gemütlichen Innenstadt. Am Abend besuchten wir ein OpenAirKino welches Teil eines grossen Dokumentarfilm Festivals ist, welches an diesem Freitag gestartet hatte. Der Film handelte von Jens Stoltenberg, dem ehemaligen Chef der NATO, welcher mit seiner Diplomatie die NATO-Mitglieder dazu brachte mehr militärische Unterstützung für die Ukraine zu liefern.


Am Morgen danach suchten wir uns verkehrsarme Nebenstrassen durch das hügelige Mittelland des Kosovos, da die Nacht im Hostel für beide nicht zu 100% erholsam war. Nach viele passierten Abzweigungen, Wellen und unzähligen Denkmalen von Gefallenen der UÇK (ehemalige Befreiungsarmee des Kosovos) fanden wir neben einem Friedhof einen brauchbaren Zeltplatz.
Trotz Sonne war das nächste Aufstehen eher kühl und so rollten wir mit mehr Kleider als üblich die knapp 30km durch verschiedendsten Dörfer in Richtung Pejë. Dort mussten wir, da unsere Einkaufsplanung fehlerhaft war, als erstes unser Frühstück einkaufen und direkt verspeisen.
Der Abstecher in die Rugova-Schlucht, eines der landschaftlichen Highlights vom Kosovo, blieb kurz.
Am liebsten wären wir die Strasse bis über den Čakorpass gefolgt, aber da es keinen offiziellen Grenzposten gibt, wir für eine Permit zu spät drann waren und ein Grenzübertritt einfach so bei der Ausreise zu grosse Problemen führen könnte, liessen wir es sein und rollten zurück. Nicht aber ohne vorher in den glasklaren Bach zu hüpfen.

Die Herkunft ist unverkennbar


Zurück in Pejë stockten wir unsere Vorräte auf und rollten die letzten flachen Kilometer bis nach Novosellë, wo der Aufstieg zum Kulapass begann. Die Strasse führte gleichmässig steil und mit vielen Kehren durch den buschigen Wald, war aber landschaftlich eher eintönig. 

auch das gibt es, wenn auch gefühlt weniger als 2013

Der Ausreisegrenzposten der Kosovaren lag rund 9 Kilometer und 700 hm unter dem Pass. Kurz nach der Ausreise wurde die Landsschaft auch interressanter. Die Strasse folgte nun einem Tal, die Büsche wurden durch Tannen ersetzt und es gab Alpweiden dazwischen.
Auch entdeckten wir am Strassenrand ein Projektschild welches eine schweizer (Mit-)Finanzierung aufzeigt. Das Schild schwieg aber über die Projekstart. Erst einige Dutzend Meter weiter wurde uns mit einem Minenwarnschild aufgezeigt, dass da immer noch Minen im Boden sein könnten und das Projekt wohl die Räumung derjenigen behandelt.
Kurz vo dem Pass wurden wir von Kosovaren angesprochen, welche im Welschland wohnen. Sie beschenkten uns mit Getränken und Snacks und fragten uns über unsere Reise aus.
Der Plan auf dem Pass oder ganz in der Nähe zu zelten ging nicht auf, da sich die in OSM eingezeichneten Trinwasserpunkte allesammt als Bachanfänge herausstellten. Daher hatten wir zum Zelten zu wenig Wasser. In der Abfahrt fragten wir bei einem Haus ob wir Wasser auffüllen könnten, was uns erlaubt wurde. So fuhren wir im unteren Teil des Passes mit dauerendem Blick nach einem Zeltplatz hinunter. Erst kurz vor der nächsten Stadt Rožaje fanden wir in einem mit vielen Grillstellen ausgerüsteten Wald einen Ort für unser Zelt. Der Bach durch den Park war leider trocken, wo dass es leider kein Bad zum abwaschen des Schweisses gab.

Am Morgen erwachten wir unter einer Wolkendecke und Nebelfetzten strichen den waldigen Hängen entlang. Wir kurbelten durch das noch verschlafene Dorfzentrum und warteten bis der Supermarkt öffnete. Entlang der grossen Strasse in Richtung Mojkovac durchquerten wir die nächste Hügelkette in einem Tunnel. Auf der Abfahrt kreuzte Chregu die Flugbahn einer Wespe, wurde gestochen und so wurde eine Pause erzwungen, bis die Symptome abgeklungen waren. Wieder genügend fit, ging es die letzten Höhenmeter hinunter nach Berane, wo wir uns mit einem Gulasch stärkten.

War zum Glück nicht nötig

Wir erhofften uns eine rassige Weiterfahrt entlang dem Bach. Dieser Hoffnung wurde aber zerschlagen. Auf den ersten fast 20 Kilometer war die Strasse eine Baustelle ohne Asphalt und tausenden von Rüttlern und Schlaglöchern.
Wieder auf dem Teer angekommen, bremste uns der Gegenwind und wenige Kilometern vor der Abzweigung begann es zu regnen.

Wir schafften es gerade noch, nicht durchnässt in das dort vorhandene Restaurant, liessen uns etwas zu essen servieren und warteten den Regen ab. Unterdessen staute sich der Verkehr in unsere geplante Richtung und so schlängelten wir uns an der Autokolonne links oder rechts vorbei. Je weiter wir kamen je weniger Belag war vorhanden und je dreckiger und schlammiger war die Strasse. Wir und unsere Velos passten uns der Strasse sehr schnell an. Durch die ganze, auch hier über 10 Kilometer lange, Baustelle stockte der Verkehr in beiden Richtungen. Wir kamen recht gut und vor allem viel schneller als die Autos durch den Stau.


voll geschlammter Koala

Nach der Baustelle begann dann die Steigung für über den letzten Pass bis Mojkovac. In diesem Dorf angekommen, stellten wir unser Zelt auf einem Campingplatz auf und genossen eine wirklich sehr gute und nötige Dusche. Die Dusche für unsere Velos, oder besser gesagt für deren Antrieb, in Form eines Gartenschlauchs fanden wir aber leider nicht.
In der Nacht wurden wir geweckt, weil ein Gross(raub)tier sich an unseren Sättel und Lenkergriffen schleckend gütlich tat. So stürmisch dass es Chregus Velo umschmiss.
Ein Verscheuchen half nur temporär. Auf jeden Fall war der Gaul am Morgen wieder am Salz ernten... Scheiss Pferde.

mhhhh: Salz

mhhhh: Nutella

Wir waren eigentlich nach Mojkovac gefahren, um durch die Tara-Schlucht zu kurbeln, welche als landschaftlich sehr spektaktulär gilt. Beim Hinweg auf dem Camping sahen wir jedoch schon am Abend dass die Strasse wegen Erdrutsch und Bauarbeiten gesperrt ist. Eine Rechereche im Internet ergab, dass ein mehrjährige Baustelle vorhanden ist und in diesem Frühling die Baustelle zusätzlich verschüttet wurde.
So planten wir um, und machten uns am Morgen auf, um im Dorf noch das Nötigste zu organiseren. Und wie es der Zufall wollte wurden wir plötzlich auf Schweizerdeutsch angesprochen. Der Montenegriner Slobo, welcher seit Jahrzehnten in Langenthal wohnt, hatte unsere Sprache gehört. Er lud uns zum Kaffee ein und als er von unserem geändereten Plan hört, telefonierte einem Verwandten welcher bei der Baufirma arbeitet (und nebenbei einen Camping betreibt) und fand heraus, dass es nach Feierabend möglich sein sollte durch die Baustelle geleitet zu werden.
Den Rest des Vormittags und den Mittag verdödelten wir im Dorf mit: "tadaaa" Essen, Mittagsschlaf und einkaufen.
Am Nachmittag dislozieren wir zu Slobo, tranken Quittenschnaps und genossen dabei die Sonne. So dass wir auf Arbeitschluss bei der Baustelle waren, fuhren wir genügend früh los und erreichten die Baustelle pünktlich um 17:00. Nur wenige Minuten später trafen Slobo mit Sohn und Neffe ein. Wir warteten noch bis die Arbeiter abgefahren waren und konnten dann durch die Baustelle fahren/stossen.
Direkt hinter der Baustelle stellten wir unser Zelt auf dem Campingplatz des Verwandten von Slobo auf.


Am Morgen warteten wir auf die Sonne, die den Bodennebel vertrieb und so starteten wir gemütlich alles entlang der Tara talwärts. Immer wieder eröffneten sich uns wunderbare Blicke auf den Fluss mit seinem sehr klaren Wasser. Wir fuhren durch mehrere Tunnel und Abschnitten wo die Strasse in den Fels gehauen wurde. Bei einer kleinen Fussgängerhängebrücke wanderten wir ein paar Meter zum Fluss hinunter, so dass Chregu einen Geocache suchen konnte. Es wäre auch ein wunderbarer Badeort inklusive Sprungmöglchkeit ab der Brücke gewesen. Aber, da das Wasser recht kalt war und die Sonne nicht schien, liessen wir es bleiben. 




Irgendwann tauchte durch die Bäume die grosse Betonbrücke über die Schlucht auf. Am Brückenkopf angekommen waren wir ein Teil des Tourismustrubels mit Rafting und Ziplines, sowie allerlei sonstigem. 


Nach ein paar Fotos und dem Aufstocken des Flüssigzuckervorrats starteten wir den Aufstieg in Richtung Žabljak. Gut 10 Kilometer und 700 Höhenmeter später wechselte die Landschaft einmal mehr stark. Von einem waldigen Tal zu einer mehr oder weniger kargen Hochebene.
Auf dieser Ebene war der aufstrebende Tourismus in Montenegro sehr gut sichtbar. Es waren dutzende bis hunderte kleine "Dreieckshäuser" im Bau.


Hauptsache guter Kaffee

In Žabljak, dem lokalen Zentrum, verbrachten wir den Mittag. Weiter über die Hochebene und durch einen Tunnel gelangten wir ins nächste Tal. Einmal mehr konnten wir uns fast nicht sattschauen ob den spannenden Bergen. Überall waren felsige Spitzen zu sehen. Rassig ging es auf der recht neuen Strasse runter bis auf den ausgesuchten Campingplatz oberhalb von Šavnik.



Am Morgen standen wir früh auf, aber die Abreise verzögerte sich ziemlich, da Chregu von Magen/Darm Beschwerden geplagt wurde. Erst gegen 10 Uhr starteten wir talwärts bis Šavnik. Nach dem Einkauf (der Livio alleine erledigte) kurbelten wir bergwärts. Chregu konnte für einmal einem Teil seines Gepäck von hinten zuschauen, wie es Livio berwärts beförderte.


Nach der ersten grossen Steigung war eine stündige Pause nötig, da Chregu immer noch nicht fit war. Die zweite, grössere Hälfte führte zum Glück zu einem grossen Teil durch den Wald und so war es erträglicher. Nach dem Scheiteltunnel fiel die Strasse so perfekt trassiert ab, dass die Kilometer bis Nikšić auf den Campingplatz ziemlich einfach fielen. Und hier für einmal in umgekehrter Reihenfolge. Livio voran und Chregu im Windschatten hintennach. Auf dem Campingplatz angekommen war Chregu, wie Livio dem Platzwart erklärte, "Out of Order". Es half nur noch herumliegen und Ausruhen. Währenddessen erledigte Livio alle nötigen Arbeiten: Kochen, Haus Bauen, Inneneinrichtung und Krankenbetreuung.
Am Morgen war alles besser und wir starteten mit einem Besuch einer Bäckerei. Mit Schoggiberliner und Schoggigipfeli gestärkt bogen wir von der grossen Strasse ab und landeten auf einem kleinen gemütlichen Asphaltstreifen, welcher sich in ständigem auf und ab durch die Büsche im Nirgendwo schlängelte. Wie auf der Karte angekündigt änderte sich der Strassenzustand schlagartig auf zwei sehr grosszügige Spuren mit viel Platz für den wenigen Verkehr. 


Wir bogen dann ab in Richtung Kotor. Die Strasse führt durch einen kurzen Tunnel in ein kleines Hochtal und über eine weitere Welle zum spektakulären Teil. Mit über 20 Spitzkehren schlängelt sich die Route die gut 900hm runter bis ans Meer. Unterwegs halteten wir mehrmals an um die Aussicht zu geniessen und trafen dabei auf zwei andere schweizer Reisevelofahrer, welche die Strasse bergwärts als Start ihrer Reise geniessen. 



Je tiefer wir kamen, umso wärmer und touristischer wurde es. Wir suchten uns als erstes einen Platz zum Baden und wurden im Stadtpark bei den Bootstouranbietern fündig. Danach machten wir noch eine Runde in der Altstadt, in der das nicht Vorhandensein von genügend Münz zu Gratis-Glace führte, die Bedienung in den Restaurants aber so schlecht war, dass wir die überloffene Altstadt recht schnell verliessen und uns etwas ausserhalb ein Restaurant für Kaffee und Süssgetränk aussuchten.
Die Fahrt durch den Tunnel in Richtung Süden kostete wegen schlechter Luft, Lärm und Verkehrsstress wohl einige Wochen Lebenszeit. Aber man weiss leider jeweils erst im Nachhinein wie gut die Tunnels sind...
Chregu, immer noch nicht wirklich fit, war von der Hitze und der Stadt so geschafft, dass Livio das Einkaufen übernahm. Die letzten Höhenmeter zum ausgesuchten Campingplatz brauchten dann noch einen Effort. Wir quartierten uns für zwei Nächte ein. Am "Ruhetag" fuhren wir, auf Tipp eines Mitbewohners, ca 10 Kilometer zu einem Strand wo wir in den Felsen einen coolen Schwimmspot fanden. Nach dem Mittagessen im Dorf oberhalb fuhr Chregu zurück zum Camping um weiter zu genesen. Livio flog mit dem unbeladenen Velo über die Halbinsel bis Rose, dem Dorf ganz im Norden der Halbinsel, und zurück. Fazit, alleine und unbeladen Velo fahren ist gefährlich, weil man viel zu schnell hochfahren kann. Man merkts dann erst oben. Und wenn das Gehrin hitzebedingt wieder mal den Geist aufgiebt (Allgemein bekannte Calivers Krankheit), wäre man froh wenn Chregu da wäre um zu navigieren. In Zukunft besser wieder zu Zweit…

Rose

Der nächste Tag startete mit einem Highlight: Livio fand seine verloren geglaubte Badehose beim Eingang vom Camping wieder. "Sauber"geleckt von den Campinghunden, aber immerhin vorhanden.
Da wir alles dem Meer entlang in Richtung Süden unterwegs waren starteten wir mit dem Abstecher nach Bigova, einem kleine Fischerdorf in der Nähe vom Camping, um dort einen ersten Schwumm im Meer zu wagen.

Danach fuhren wir auf einer kleinen Strasse durch die Buschlandschaft in Richtung Budva. Unterwegs gab es bereits ein paar atemberaumende Blicke auf die fast kitschige Küstenlandschaft.


Als wir wieder auf der grossen Küstenstrasse angelangt waren, tauchten wir auch wieder in den Sommerferientrubel ein. Die Altstadt von Budva liessen wir rechts liegen und kräftigten uns in einem türkischen Restaurant. Um nicht mit den Autos um den Platz auf Strasse kämpfen zu müssen, bogen wir auf den Strandweg ab. Das bescherte uns viele Eindrücke auf die felsige Küste mit ihren Stränden und dem sehr klarem Wasser. Aber auch Treppen, schmale Durchgänge und Fussgängertunnels.
Bei Sveti Stefan durchquerten wir ein stillgelegtes riesiges Resort. Anscheinend sollten dort mehrere Strände privatisiert werden, der Staat griff aber ein und nun läuft ein Rechtsstreit. Währenddessen sind die Strände öffentlich zugänglich und auch nicht von Sonnenschirmfirmen bewirtschaftet, was sie zu super gemütlichen Badeplätzen macht. Was wir dann auch selber mit einem weiteren Schwumm nutzten. 

 

Die letzten 10 Kilometer bis zum ausgesuchten Zeltplatz fuhren wir wieder auf der Küstenstrasse, da die Küste dort steiler ist und die Strände nicht mehr verbunden sind. Auf dem Campingplatz angekommen, spannten wir den Zeltboden als Schattenspender auf und schmachteten in der Hitze vor uns hin.

Freitag, 1. August 2025

ans Meer und zurück in die Berge


Am Ruhetag in Skopje machten wir einen Ausflug zum Matka Canyon. Es handelt sich um einen langen schmalen Stausee. Im hinteren Teil gibt es eine Höhle, welche am besten übers Wasser erreichbar ist. Um die Beine zu schonen reisten wir mit dem öffentlichen Bus, für sage und schreibe 53 Rappen, die rund 15 Kilometer pünktlich und klimatisiert bis zum Parkplatz. Nach rund 15 Minuten Fussmarsch erreichten wir dem Staudamm und somit die Stege der Bootstourenanbieter und Kayakvermieter. Wir entschieden uns dann für die motorisierte Variante, um nicht in der brennenden Hitze auf dem Kayak zu sitzen und Livios Wunde an der Hand zu schonen.
So fuhren wir mit dem Boot rund 20 Minuten bis zur Höhle und besichtigten dort die Kalkstrukturen, welche durch Lampen in Szene gesetzt werden. Vor dem Höhleneingang ratterte dafür der Generator.
Wieder zurück beim Ausgangspunkt marschierten wir rasch zurück zur Busstation um den Bus kurz vor halb zwölf zu erreichen. Die Skopje-Bus-App zeigte mit, vermeidlichen, Livedaten an, dass der ankommende Bus nur wenig verspätet sei. Dazu verzichteten auch auf ein Bad im Fluss um schneller zurück im klimatisierten Hotelzimmer zu sein.
Bei der Busstation angekommen, war die Verspätung schon angewachsen und kurz darauf verschwand die Liveanzeige. Gleichzeitig sprach uns ein Taxifahrer an, dass Samstag und Sonntag hier kein Bus fahre und dass er uns zur nächsten Busstation fahren würde, natürlich gegen Entgeld (~10fach des Preises des Busses). Wir vertrauten dem Fahrplan mehr, als dem geschäftigen Taxifahrer und lehnten ab, es hatte auf dem Hinweg so gut geklappt.
Als dann aber nach dem nachgeholten und recht kalten Bad im Fluss der Bus schon eine 3/4-Stunde überfällig war, entschieden wir loszumarschieren und zu schauen ob der Bus entgegen kommt oder ob uns jemand mitnimmt...
Am Schluss fuhren wir doch mit einem Taxi zur nächsten Busstation. Ob der Bus vom Matka Canyon wirklich nicht fuhr fanden wir natürlich nicht heraus. Mit der Stadbuslinie 2 fuhren wir dann zurück in die Innenstadt, kauften ein und verkrochen uns für den Nachmittag ins Hotelzimmer. Essen, Internet, Tour de France, Mütze voll Schlaf, Wäsche trocknen, Routenplanung alles schön kühl, während draussen 44°C Stadthitze herschte. Ausserdem raffte sich Chregu auf endlich ein weiters Loch im Hinterrad zu flicken. Vorher musste es für ca eine Woche alle 1-2 Tage aufgepumpt werden.
Für das Znacht wagten wir uns wieder hinaus und auf dem Rückweg "kauften" wir noch eine Glace. Die Gänsefüsschen darum, weil wir, um eine weitere Abhebung zu sparen, nur noch ganz wenig Bargeld bei uns hatten. Der Glaceverkäufer überraschte uns mit einwandfreiem Schweizerdeutsch und als wir ihm unser Bargeldproblem schilderten, offerierte er uns die zwei Kugeln Glace. Digital zu bezahlen war leider nicht möglich.
Am Sonntagmorgen rollten wir kurz nach Sonnenuntergang durch die fast leeren Strassen von Skopje in Richtung Westen. Die Strassen waren so leer, dass wir über dutzenden rote Ampeln fuhren ohne auch nur im entferntesten querenden Verkehr zu sehen. Die Ampeln spulten unabhängig vom Verker munter ihr stures Programm runter.

leere Strassen in Skopje

Aufwärts in Richtung Tetovo benutzten wir die Haupstrasse, runter wechselten wir dann auf den Pannenstreifen der Autobahn, um die Höhe besser in Distanz umsetzen zu können. Die Maut an der Mautstation bezahlten wir mit einem Winken. Preise für Velos sind nicht vorgesehen ;-)
Im weiteren Verlauf in Richtung Gostivar fehlte irgendwann der Pannenstreifen und so wechselten wir auf die Hauptstrasse zurück, kurbelten in stetigem Auf und Ab durch die Dörfer. Wobei eigentlich ist es ein einziges langes Dorf mit ganz vielen Beizen und anderen Geschäften. Es leben offensichtlich zum Grossteil Albaner hier. Albanienflaggen, UCK Sprayereien und Wegweiser in albanischer Schrift zeugen davon. Und offensichtlich gibt es sehr viele Verbindungen in die Schweiz. Wohl rund jedes 7. Auto hatte ein Schweizer Nummernschild.

Der Abstecher durch die Dörfer war zwar ineffizuenter (zusätzliche Höhenmeter und Kilometer), aber auf jeden Fall interessanter als auf der Autobahn schnurgerade über die Ebene zu heizen.

Nach dem Einkauf in Gostivar pedalten wir in Richtung Mavrovosee hinauf. Zwar begleitet von einigem Ausflugsautoverkehr und in der Wärme des Mittags, welche aber an diesem Tag dank einigen Wolken recht erträglich war. Den oberen Abschnitt des Aufsteigs liegt grösstenteils im Wald, so konnten wir im Schatten pedalen und liessen es uns nicht nehmen einen Bergpreissprint zu veranstalten. Nach einem zusätzlichen Zmittag in der Beiz im nächsten Dorf und dem Entscheid dem Marovosee vor dem 200km Projekt (wir hätten bis an den Ohridsee fahren müssen), den Vorrrang zu geben, bogen wir bei der Staumauer links ab und suchten uns einen Platz in Wassernähe wo wir unser Zelt aufbauen konnten. Wir genossen ein Bad im See und danach den Abend mit Älplermagronen und schönem Sternenhimmel. Für ein mal schickten uns die Insekten nicht kurz nach Sonnenuntergang ins Zelt. Der Entscheid für das Zelten am See war somit genau richtig.

Super Zeltplatz am Mavrovosee

Äupleraggrone met Öpfumues

 Am nächsten Morgen war es mit 9°C überraschend kühl, verglichen mit den vorherigen Tagen. Weil wir vor der Staumauer aus alles dem Bach talwärts folgten und im engen Tal die Sonne noch nicht hinreichte brauchten wir Buff, Hanschuhe und lange Hosen. Einen Seltenheit auf dieser Reise.

kühles Tal

Das Tal war wunderbar, immer wieder taten sich neue Blickwinkel auf die schöne Neigung führte dazu, dass wir die Höhe fast perfekt in Distanz umsetzen. Eine grössere Welle hatten wir zu bestreiten um nach Debar, unserer letzten Stadt in Mazedonien, zu gelangen. Dort kauften wir einmal mehr ein, komnten uns aber z.b. nicht in def Bäckerei verpflegen, da wir kein Bargeld mehr hatten. Die allerletzten mazedonischen Denar hatten wir am Vortag schon in Brot umgewandelt.
Mit vollgeladener Futtertüte und frischem Cola auf der Sagosche ging es in Richtung Grenzposten. Bei der Ausreise wurden wir gefragt, ob wir den Stempel im Pass möchten, was wir natürlich bejahten. Auf albanischer Seite wurde nur kurz der Pass gescannt. Die einzige Verzögerung war, dass es eine ziemlich lange Autokolonne hatte, welch wir aber, mit mehr oder weniger gutem Gewissen, grösstenteils umfuhren.
In Albanien eingereist, suchten wir als erstes eine Bankomat. Dies gelang mit Hilfe eines Einheimischen, welcher uns beim Vorbeifahren Hilfe anbot und von GoogleMaps. So fuhren wir rund 2 Kilometer Umweg nach Maqellarë und konnten so definitiv gut ausgerüstet in Albanien eintauchen. Auf der grossen und guten Strasse fuhren wir alles leicht ansteigend nach Bulqizë. Einmal mehr einkaufen und zMittag essen. Aussserdem gab es einen Waldbrand zu beobachten, welcher vom Gegenhang aus das ganze Tal mit Rauch füllte.

Wald/Buschbrand

 

Noch die letzten Hohenmeter hinauf, durch den Tunnel unter dem Pass und schon rollten wir auf feinstem Asphalt auf dem Pannenstreifen in Richtung Klos. Das Tal wurde plötzlich eng und die Strasse führte spektakulär durch zwei Tunnel und eine grosse Brücke. 

spektakuläres Muli

Die grosse Strasse führt weiter in Richtung Tirana (der Haupttunnel wurde erst im März 2025 eröffnet), wir bogen ab und suchten uns am Bach einen Zeltplatz. Logischerweise mit Bademöglichkeit.
In der Nacht regnete es teils intensiv, was bewirkte, dass am Morgen nicht nur unser Zelt nass war, sondern auch die Luft sehr feucht.
Der nächste Regenschauer warteten wir in Klos im Kaffee ab und folgten dann alles dem Fluss abwärts durch ein von Landwirtschaft geprägtes Tal. 

spannendes Konstrukt im Bewäserungskanal

Bei Burrel zweigt der meiste Verkehr links ab, wir hatten uns aber den Kilometermässigem Umweg via Rrëshen ausgesucht und Höhenmeter zu sparen. Leider hat diese Strasse die besten Zeiten gesehen. Der Ausbaustandart zeugt davon, dass es einmal einiges an Durchgangsverkehr gab, der Zustand ist aber abschnittsweise so schlecht, dass wir mit den Velos den wenigen Autos davon fuhren, weil wir uns flinker durch die Schlaglöcher fädeln konnten.

Der Durchgangsverkehr ist auch nicht mehr vorhanden, entsprechend sind die meisten Tankstellen und Autogaragen geschlossen und verlassen. Nach dem Energie auffüllen in Rrëshen (Benzin, Bürek, Cola, Lunch, Znacht,...) schnappten wir uns die Autostrada und kamen so auf dem Pannenstreifen schnell vorwärts bis wir die Berge verliessen. Dort überquerten wir den, unterdessen recht breiten, Bach auf einer gesperrten Strassen/Eisenbahn Kombibrücke. Für Fussgänger und Velo/Töfffahrer bleibt die Brücke aber passierbar. 

offensichtlich klappt es

Zuerst auf der normalen Hauptstrasse, dann auf der grössten und am Schluss auf kleinen Nebenstrassen fuhren wir immer in Richtung Shkoder mehr oder weniger paralell zum Meer. Eingangs Shkoder quartierten wir uns auf einem Campingplatz ein. Mit vielen anderen Westeuropäern (v.a. Holländern) genossen wir Pool, Dusche, Aussichtsturm, Restaurant und WIFI. Nach dem Ausschlafen machten wir uns am Morgen auf die Stadt zu entdecken. Wir fanden eine richtig gemütliche Innenstadt mit, für den Balkan, extrem viel Veloverkehr. Es gibt auch Velostreifen und der Autoverkehr ist sich offensichtlich gewohnt mit vielen Velos klarzukommen.


 

 Beim zentralen Kreisel konnten wir beobachten wie unorganisiert der Verkehr ist, aber wie gut es doch funktkoniert. Die Autos folgen der Drehrichtung, Velos und Töffs gibt es auch in falscher Richtung und dazu hühnern noch Fussgänger irgendwie durch die zwei bis drei Kreiselspuren. Alle schauen auf einander und schlängeln sich durcheinander durch.

Livio schleppte Chregu in zwei, zwar spannende aber auch ermüdende Museen. (Ein Fotografiemuseum und ein ehemaliges Gefängnis). Nach dem vorgezogenen Beizenzmittag rollten wir aus der Stadt in Richtung Fähre auf dem Komansee. Zuerst ging es alles der Bahnlinie entlang, danach zu den Staumauern des untersten See am Fluss Drin. Über unzählige grössere und kleinere Wellem folgten wir immer dem Stausee und genossen dabei dutzende wunderbare Ausblicke auf See. Auch fanden wir rund 10 Kilometer vom Fährterminal entfernt einen guten Zeltplatz direkt am See. Da es sich um eine alte Betonplatte mit Zufahrt handelte standen auch noch einige Büssli anderer Touristen.


"Campingplatz" beim Sonnenaufgang

 Am nächsten Morgen kurbelten wir zur Staumauer vom Komansee und somit zum Fährhafen. Unterwegs wurden wir von einem anderen Velofahrer aufgeholt und es sollte nicht der einzige bleiben. Am Schluss waren fast zehn Fahrräder am Fährterminal.

wir lassen unsere Drahtesel in Obhut der Fährfirma

Ein kleiner Teil des Einladegewusels

Dragobia: Ein Bus-Boot, gesteuert vom Busfahrer Sitz aus

Wir parkierten unsere Velos auf der einen Autofähre und fuhren dann mit einem kleineren Boot zum Shala River, einem Zufluss zum Komansee welcher mit kristallklarem Wasser durch ein Kiesbett fliesst. Auf den Kiesbänken stehen viele Beizen und Sonnenschirme. Es gibt kleine Brücken über den Bach. Alles diese Bauten sehen aus, als ob sie jede Saison wieder neu erstellt oder mindestens angepasst werden, weil wohl die Schneeschmelze das ganze Bachbett umpflügen kann.
Wir genossen den Aufenthalt mit Baden, Lesen, Leute beim sich oder andere fotografieren beobachten, Bier trinken, Dessert essen und Baden.

Trubel um Bachbett


Pünktlich um zwei Uhr stiegen wir wieder in unser Boot und fuhren zurück auf den Hauptfluss, holten dort der Rest der Mitreisenden ab und fuhren dann nach Fierzë. Weiterhin schob uns der Aussenborder durch ein steiles Tal mit Felswänden und steilen waldigen Hängen.



In Fierzë angekommen standen unsere Velos bereit und so konnten wir nach kurzem Umpacken vom Ausflugsmodus zum Velomodus lospedalen. Im nächstem Dorf versuchten wir unsere letzten albanischen Leks zu verprassen. Dies gelang mit Einkaufen und in der Beiz Znacht essen recht gut. Es blieb gerade genügend für Livios Kaffee am nächsten Morgen übrig.

Nur wenige Kilometer weiter fanden wir am Fluss einen guten Zeltplatz, welchen wir mit zwei deutschen Offroad-Mobilen teilten.

Am Morgen erklommen wir den Grenzpass nach Kosovo und reisten dort problemlos ein. Auf der albanischen Seite war niemand da, es schien, als ob der Grenzübergang irgendwie zusammen betrieben wird. Nach der Abfahrt erreichten wir Gjakova, fanden dort eine gute Bäckerei und verfolgten während dem Naschen den Verkehr auf dem Kreisel.

Wie schon in Nordmazedonien sind sehr viele Schweizer Autonummern vorhanden. Aber auch Nummerm aus vielen anderen europäischen Länder sind beobachtbar.
Mit relativ viel Verkehr fuhren wir danach nach Prizren, wo wir uns noch vor dem Mittag in einem Hostel einquartierten.