Am Ruhetag in Skopje machten wir einen Ausflug zum Matka Canyon. Es handelt sich um einen langen schmalen Stausee. Im hinteren Teil gibt es eine Höhle, welche am besten übers Wasser erreichbar ist. Um die Beine zu schonen reisten wir mit dem öffentlichen Bus, für sage und schreibe 53 Rappen, die rund 15 Kilometer pünktlich und klimatisiert bis zum Parkplatz. Nach rund 15 Minuten Fussmarsch erreichten wir dem Staudamm und somit die Stege der Bootstourenanbieter und Kayakvermieter. Wir entschieden uns dann für die motorisierte Variante, um nicht in der brennenden Hitze auf dem Kayak zu sitzen und Livios Wunde an der Hand zu schonen.
So fuhren wir mit dem Boot rund 20 Minuten bis zur Höhle und besichtigten dort die Kalkstrukturen, welche durch Lampen in Szene gesetzt werden. Vor dem Höhleneingang ratterte dafür der Generator.
Wieder zurück beim Ausgangspunkt marschierten wir rasch zurück zur Busstation um den Bus kurz vor halb zwölf zu erreichen. Die Skopje-Bus-App zeigte mit, vermeidlichen, Livedaten an, dass der ankommende Bus nur wenig verspätet sei. Dazu verzichteten auch auf ein Bad im Fluss um schneller zurück im klimatisierten Hotelzimmer zu sein.
Bei der Busstation angekommen, war die Verspätung schon angewachsen und kurz darauf verschwand die Liveanzeige. Gleichzeitig sprach uns ein Taxifahrer an, dass Samstag und Sonntag hier kein Bus fahre und dass er uns zur nächsten Busstation fahren würde, natürlich gegen Entgeld (~10fach des Preises des Busses). Wir vertrauten dem Fahrplan mehr, als dem geschäftigen Taxifahrer und lehnten ab, es hatte auf dem Hinweg so gut geklappt.
Als dann aber nach dem nachgeholten und recht kalten Bad im Fluss der Bus schon eine 3/4-Stunde überfällig war, entschieden wir loszumarschieren und zu schauen ob der Bus entgegen kommt oder ob uns jemand mitnimmt...
Am Schluss fuhren wir doch mit einem Taxi zur nächsten Busstation. Ob der Bus vom Matka Canyon wirklich nicht fuhr fanden wir natürlich nicht heraus. Mit der Stadbuslinie 2 fuhren wir dann zurück in die Innenstadt, kauften ein und verkrochen uns für den Nachmittag ins Hotelzimmer. Essen, Internet, Tour de France, Mütze voll Schlaf, Wäsche trocknen, Routenplanung alles schön kühl, während draussen 44°C Stadthitze herschte. Ausserdem raffte sich Chregu auf endlich ein weiters Loch im Hinterrad zu flicken. Vorher musste es für ca eine Woche alle 1-2 Tage aufgepumpt werden.
Für das Znacht wagten wir uns wieder hinaus und auf dem Rückweg "kauften" wir noch eine Glace. Die Gänsefüsschen darum, weil wir, um eine weitere Abhebung zu sparen, nur noch ganz wenig Bargeld bei uns hatten. Der Glaceverkäufer überraschte uns mit einwandfreiem Schweizerdeutsch und als wir ihm unser Bargeldproblem schilderten, offerierte er uns die zwei Kugeln Glace. Digital zu bezahlen war leider nicht möglich.
Am Sonntagmorgen rollten wir kurz nach Sonnenuntergang durch die fast leeren Strassen von Skopje in Richtung Westen. Die Strassen waren so leer, dass wir über dutzenden rote Ampeln fuhren ohne auch nur im entferntesten querenden Verkehr zu sehen. Die Ampeln spulten unabhängig vom Verker munter ihr stures Programm runter.
![]() |
leere Strassen in Skopje |
Aufwärts in Richtung Tetovo benutzten wir die Haupstrasse, runter wechselten wir dann auf den Pannenstreifen der Autobahn, um die Höhe besser in Distanz umsetzen zu können. Die Maut an der Mautstation bezahlten wir mit einem Winken. Preise für Velos sind nicht vorgesehen ;-)
Im weiteren Verlauf in Richtung Gostivar fehlte irgendwann der Pannenstreifen und so wechselten wir auf die Hauptstrasse zurück, kurbelten in stetigem Auf und Ab durch die Dörfer. Wobei eigentlich ist es ein einziges langes Dorf mit ganz vielen Beizen und anderen Geschäften. Es leben offensichtlich zum Grossteil Albaner hier. Albanienflaggen, UCK Sprayereien und Wegweiser in albanischer Schrift zeugen davon. Und offensichtlich gibt es sehr viele Verbindungen in die Schweiz. Wohl rund jedes 7. Auto hatte ein Schweizer Nummernschild.
Der Abstecher durch die Dörfer war zwar ineffizuenter (zusätzliche Höhenmeter und Kilometer), aber auf jeden Fall interessanter als auf der Autobahn schnurgerade über die Ebene zu heizen.
Nach dem Einkauf in Gostivar pedalten wir in Richtung Mavrovosee hinauf. Zwar begleitet von einigem Ausflugsautoverkehr und in der Wärme des Mittags, welche aber an diesem Tag dank einigen Wolken recht erträglich war. Den oberen Abschnitt des Aufsteigs liegt grösstenteils im Wald, so konnten wir im Schatten pedalen und liessen es uns nicht nehmen einen Bergpreissprint zu veranstalten. Nach einem zusätzlichen Zmittag in der Beiz im nächsten Dorf und dem Entscheid dem Marovosee vor dem 200km Projekt (wir hätten bis an den Ohridsee fahren müssen), den Vorrrang zu geben, bogen wir bei der Staumauer links ab und suchten uns einen Platz in Wassernähe wo wir unser Zelt aufbauen konnten. Wir genossen ein Bad im See und danach den Abend mit Älplermagronen und schönem Sternenhimmel. Für ein mal schickten uns die Insekten nicht kurz nach Sonnenuntergang ins Zelt. Der Entscheid für das Zelten am See war somit genau richtig.
![]() |
Super Zeltplatz am Mavrovosee |
![]() |
Äupleraggrone met Öpfumues |
Am nächsten Morgen war es mit 9°C überraschend kühl, verglichen mit den vorherigen Tagen. Weil wir vor der Staumauer aus alles dem Bach talwärts folgten und im engen Tal die Sonne noch nicht hinreichte brauchten wir Buff, Hanschuhe und lange Hosen. Einen Seltenheit auf dieser Reise.
![]() |
kühles Tal |
Das Tal war wunderbar, immer wieder taten sich neue Blickwinkel auf die schöne Neigung führte dazu, dass wir die Höhe fast perfekt in Distanz umsetzen. Eine grössere Welle hatten wir zu bestreiten um nach Debar, unserer letzten Stadt in Mazedonien, zu gelangen. Dort kauften wir einmal mehr ein, komnten uns aber z.b. nicht in def Bäckerei verpflegen, da wir kein Bargeld mehr hatten. Die allerletzten mazedonischen Denar hatten wir am Vortag schon in Brot umgewandelt.
Mit vollgeladener Futtertüte und frischem Cola auf der Sagosche ging es in Richtung Grenzposten. Bei der Ausreise wurden wir gefragt, ob wir den Stempel im Pass möchten, was wir natürlich bejahten. Auf albanischer Seite wurde nur kurz der Pass gescannt. Die einzige Verzögerung war, dass es eine ziemlich lange Autokolonne hatte, welch wir aber, mit mehr oder weniger gutem Gewissen, grösstenteils umfuhren.
In Albanien eingereist, suchten wir als erstes eine Bankomat. Dies gelang mit Hilfe eines Einheimischen, welcher uns beim Vorbeifahren Hilfe anbot und von GoogleMaps. So fuhren wir rund 2 Kilometer Umweg nach Maqellarë und konnten so definitiv gut ausgerüstet in Albanien eintauchen. Auf der grossen und guten Strasse fuhren wir alles leicht ansteigend nach Bulqizë. Einmal mehr einkaufen und zMittag essen. Aussserdem gab es einen Waldbrand zu beobachten, welcher vom Gegenhang aus das ganze Tal mit Rauch füllte.
![]() |
Wald/Buschbrand |
Noch die letzten Hohenmeter hinauf, durch den Tunnel unter dem Pass und schon rollten wir auf feinstem Asphalt auf dem Pannenstreifen in Richtung Klos. Das Tal wurde plötzlich eng und die Strasse führte spektakulär durch zwei Tunnel und eine grosse Brücke.
![]() |
spektakuläres Muli |
Die grosse Strasse führt weiter in Richtung Tirana (der Haupttunnel wurde erst im März 2025 eröffnet), wir bogen ab und suchten uns am Bach einen Zeltplatz. Logischerweise mit Bademöglichkeit.
In der Nacht regnete es teils intensiv, was bewirkte, dass am Morgen nicht nur unser Zelt nass war, sondern auch die Luft sehr feucht.
Der nächste Regenschauer warteten wir in Klos im Kaffee ab und folgten dann alles dem Fluss abwärts durch ein von Landwirtschaft geprägtes Tal.
![]() |
spannendes Konstrukt im Bewäserungskanal |
Bei Burrel zweigt der meiste Verkehr links ab, wir hatten uns aber den Kilometermässigem Umweg via Rrëshen ausgesucht und Höhenmeter zu sparen. Leider hat diese Strasse die besten Zeiten gesehen. Der Ausbaustandart zeugt davon, dass es einmal einiges an Durchgangsverkehr gab, der Zustand ist aber abschnittsweise so schlecht, dass wir mit den Velos den wenigen Autos davon fuhren, weil wir uns flinker durch die Schlaglöcher fädeln konnten.
Der Durchgangsverkehr ist auch nicht mehr vorhanden, entsprechend sind die meisten Tankstellen und Autogaragen geschlossen und verlassen. Nach dem Energie auffüllen in Rrëshen (Benzin, Bürek, Cola, Lunch, Znacht,...) schnappten wir uns die Autostrada und kamen so auf dem Pannenstreifen schnell vorwärts bis wir die Berge verliessen. Dort überquerten wir den, unterdessen recht breiten, Bach auf einer gesperrten Strassen/Eisenbahn Kombibrücke. Für Fussgänger und Velo/Töfffahrer bleibt die Brücke aber passierbar.
![]() |
offensichtlich klappt es |
Zuerst auf der normalen Hauptstrasse, dann auf der grössten und am Schluss auf kleinen Nebenstrassen fuhren wir immer in Richtung Shkoder mehr oder weniger paralell zum Meer. Eingangs Shkoder quartierten wir uns auf einem Campingplatz ein. Mit vielen anderen Westeuropäern (v.a. Holländern) genossen wir Pool, Dusche, Aussichtsturm, Restaurant und WIFI. Nach dem Ausschlafen machten wir uns am Morgen auf die Stadt zu entdecken. Wir fanden eine richtig gemütliche Innenstadt mit, für den Balkan, extrem viel Veloverkehr. Es gibt auch Velostreifen und der Autoverkehr ist sich offensichtlich gewohnt mit vielen Velos klarzukommen.
Beim zentralen Kreisel konnten wir beobachten wie unorganisiert der Verkehr ist, aber wie gut es doch funktkoniert. Die Autos folgen der Drehrichtung, Velos und Töffs gibt es auch in falscher Richtung und dazu hühnern noch Fussgänger irgendwie durch die zwei bis drei Kreiselspuren. Alle schauen auf einander und schlängeln sich durcheinander durch.
Livio schleppte Chregu in zwei, zwar spannende aber auch ermüdende Museen. (Ein Fotografiemuseum und ein ehemaliges Gefängnis). Nach dem vorgezogenen Beizenzmittag rollten wir aus der Stadt in Richtung Fähre auf dem Komansee. Zuerst ging es alles der Bahnlinie entlang, danach zu den Staumauern des untersten See am Fluss Drin. Über unzählige grössere und kleinere Wellem folgten wir immer dem Stausee und genossen dabei dutzende wunderbare Ausblicke auf See. Auch fanden wir rund 10 Kilometer vom Fährterminal entfernt einen guten Zeltplatz direkt am See. Da es sich um eine alte Betonplatte mit Zufahrt handelte standen auch noch einige Büssli anderer Touristen.
![]() |
"Campingplatz" beim Sonnenaufgang |
Am nächsten Morgen kurbelten wir zur Staumauer vom Komansee und somit zum Fährhafen. Unterwegs wurden wir von einem anderen Velofahrer aufgeholt und es sollte nicht der einzige bleiben. Am Schluss waren fast zehn Fahrräder am Fährterminal.
![]() |
wir lassen unsere Drahtesel in Obhut der Fährfirma |
![]() |
Ein kleiner Teil des Einladegewusels |
![]() |
Dragobia: Ein Bus-Boot, gesteuert vom Busfahrer Sitz aus |
Wir parkierten unsere Velos auf der einen Autofähre und fuhren dann mit einem kleineren Boot zum Shala River, einem Zufluss zum Komansee welcher mit kristallklarem Wasser durch ein Kiesbett fliesst. Auf den Kiesbänken stehen viele Beizen und Sonnenschirme. Es gibt kleine Brücken über den Bach. Alles diese Bauten sehen aus, als ob sie jede Saison wieder neu erstellt oder mindestens angepasst werden, weil wohl die Schneeschmelze das ganze Bachbett umpflügen kann.
Wir genossen den Aufenthalt mit Baden, Lesen, Leute beim sich oder andere fotografieren beobachten, Bier trinken, Dessert essen und Baden.
![]() |
Trubel um Bachbett |
Pünktlich um zwei Uhr stiegen wir wieder in unser Boot und fuhren zurück auf den Hauptfluss, holten dort der Rest der Mitreisenden ab und fuhren dann nach Fierzë. Weiterhin schob uns der Aussenborder durch ein steiles Tal mit Felswänden und steilen waldigen Hängen.
In Fierzë angekommen standen unsere Velos bereit und so konnten wir nach kurzem Umpacken vom Ausflugsmodus zum Velomodus lospedalen. Im nächstem Dorf versuchten wir unsere letzten albanischen Leks zu verprassen. Dies gelang mit Einkaufen und in der Beiz Znacht essen recht gut. Es blieb gerade genügend für Livios Kaffee am nächsten Morgen übrig.
Nur wenige Kilometer weiter fanden wir am Fluss einen guten Zeltplatz, welchen wir mit zwei deutschen Offroad-Mobilen teilten.
Am Morgen erklommen wir den Grenzpass nach Kosovo und reisten dort problemlos ein. Auf der albanischen Seite war niemand da, es schien, als ob der Grenzübergang irgendwie zusammen betrieben wird. Nach der Abfahrt erreichten wir Gjakova, fanden dort eine gute Bäckerei und verfolgten während dem Naschen den Verkehr auf dem Kreisel.
Wie schon in Nordmazedonien sind sehr viele Schweizer Autonummern vorhanden. Aber auch Nummerm aus vielen anderen europäischen Länder sind beobachtbar.
Mit relativ viel Verkehr fuhren wir danach nach Prizren, wo wir uns noch vor dem Mittag in einem Hostel einquartierten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen