Dienstag, 6. August 2013

Pamir Highway

Wir verlassen unsere Unterkunft in Khorog gegen den Mittag um unsere Vorrдte fьr die nдchsten Tage einzukaufen. Zusammen mit Zoli schlagen wir uns gute zwei Stunden durch die verschiedensten kleinen Lдden und durch den Basar. Am Ende konnten wir alles auftreiben ausser Haferflocken, welche wir als Frьhstьck angedacht hatten. Nach dem Einkaufen verabschieden uns von Zoli, (er wird weiter der afghanischen Grenze folgen) und machen unsere ersten Kilometer auf dem Pamir Highway.
Den Rest des Nachmittags durchfahren wir viele Dцrfer. Die Strasse folgt immer dem Fluss Ghund. Als der Tag zu Ende geht finden wir einen Zeltplatz an einem Bach. Da der Platz so nah an einigen Hцfen liegt, laufen am Abend noch einige Dorfbewohner vorbei, welche aber nichts gegen unsere Ьbernachtung einzuwenden haben.
Am nдchsten Tag geht es zuerst im gleichen Stil weiter. Einzig wird das Tal ein wenig breiter und es tauchen immer wieder 5- und 6-Tausender Gipfel auf. Mit der zunehmenden Hцhe nehmen die Bдume ab und so sind neben den Felden nur noch Strдucher vorhanden. Unterwegs werden wir von einem kleinen Jungen zum Tee eingeladen. Wir nehmen die Einladung an und bekommen zum Tee auch noch Brot und Butter. Der Junge und sein Vater essen aber nicht mit. Es ist immer noch Ramadan. Auf etwa 3400mьM ist die Landschaft so karg, dass die letzten Dцrfer verschwunden sind und nur noch entlang des Baches etwas Grьn vorhanden ist.
Am spдteren Nachmittag erreichen wir Jelondy, wo wir bei dem Thermalbad etwas essen mцchten. Da der Strom aber ausgefallen ist, gibt es leider nichts und so essen wir etwas Mitgebrachtes. Danach baden wir in dem sehr heissen und schwefligen Wasser. Zum Zelten verlassen wir das Dorf und mьssen nicht lange nach einem geeigneten Platz suchen. Ьberall entlang des mittlerweile nicht mehr so grossen Flusses gibt es schцne Plдtze. Im Sand sehen wir deutliche Velospuren. Der gleiche Platz scheint wenige Tage vor uns bereits zum ьbernachten genutzt worden zu sein.
entlang des Gharms
In der Nacht muss Chregu sich mehrmals ьbergeben und ist daher am Morgen dementsprechend geschwдcht. Wir starten dennoch um den ersten 4000er Pass zu ьberwinden. Einige Kilometer vor dem Pass wechselt der Belag der Strasse von Asfalt zu Schotter. Nach einigen Pausen erreichen wir den Pass auf 4274 Meter ьber Meer. Wir waren alle drei vorher noch nie so hoch. Und schon gar nicht mit den Velos.
Auf der anderen Seite geht es ьber eine ziemlich ruppige Strasse runter. Wobei es ьberhaupt nicht steil ist und wir nun das erste Mal in einem, fьr den Pamir typischen, breiten Hochtal unterwegs sind. Dass der Pamir-Highway ein beliebtes Reiseziel ist, wird uns heute vor Augen gefьhrt. Zuerst treffen wir ein Hollдndisches Paar, welches mit den Velos in Richtung Khorog unterwegs ist. Nur wenig spдter taucht eine norwegische Ambulanz auf, welche wegen der Hцhe ziemlich Mьhe hat die Steigungen zu erklimmen. Und letzlich treffen wir auch noch auf eine Gruppe mit vier schweizer VelofahrerInnen welche von Sary-Tash nach Khorog reisen. Immer wieder kцnnen wir uns also austauschen und Tipps fьr die nдchsten Tage bekommen und weitergeben.
Nach gut 50km verlassen wir die unterdessen wieder asphaltierte Hauptstrasse und biegen auf eine Sandpiste ab, welche uns nach Bulunkul fьhrt. Diese letzten gut 15km fordern nocheinmal richtig und wir erreichen ziemlich geschafft das kleine Dцrfchen in einer Ebene nahe des Sees Bulunkul. Wir quartieren uns im dortigen Home-Stay ein. Dort geniessen wir den Abend bei einem guten Znacht, viel Chai und Joghurt.
Piste auf dem Pamir
Nach dem wir ausgeschlafen hatten machten wir uns auf um zweiten See (Yashikul) in der Nдhe noch einen Besuch abzustatten. Dazu fahren wir, fьr einmal ohne Gepдck, einige Kilometer auf einen kleinen Pass und werden dort mit einem wunderbaren Blick auf den See und die Schneeberge dahinter belohnt. Wieder zurьck im Dorf beladen wir unsere fahrbaren Untersдtze und nehmen den Weg in Richtung Alichur unter die Rдder. Die Strasse, wenn die Spuren in der Landschaft diese Bezeichnung ьberhaupt verdienen, fьhrt uns durch eine Abwechslungsreiche Landschaft. Wir kommen an mehreren kleinen und grцsseren Bдchen vorbei. Wir ьberqueren einige Ebenen, welche aus Sand oder Steinen bestehen. Wir passieren einen Geysir, welcher aber nicht spuckt und wir fahren ьber unzдhlige kleinere Hьgel, bis wir nach knapp 40km bei Alichur wieder auf die Hauptstrasse gelangen. Dieser Ausflug war zwar velofahrerisch ziemlich harte Arbeit, aber die Landschaft belohnt uns um ein Vielfaches.
In Alichur kцnnen wir wieder einige Sachen einkaufen und nach einem Chai mit Brot und Butter fahren wir noch ein paar Kilometer um einen wunderbaren Zeltplatz an einem Bach zu finden.

zweiter See bei Bulunkul

Bulunkul

Strasse nach zwischen Bulunkul und Alichur

zelten nach Alichur
Am 28. Juli fahren wir wieder frьh morgens los um Murgab zu erreichen. Von etwa 3950mьM haben wir nicht so viele Hцhenmeter vor uns um ьber den nдchsten Pass (4125mьM) zu kommen. Es sind aber ьber 30km uns somit ist die Strasse fast flach. Unterwegs treffen wir auch ein englisch-irisches Veloreise-Paar, welches auf ihrem Heimweg von China ist. Nach dem Pass machen wir in einer Yurte bei Brot, Tee, Joghurt und Suppe eine ausgedehnte Pause bevor wir die Abfahrt, welche nun den Namen schon fast wieder verdient, in Angriff nehmen. Die Tдler die wir durchfahren sind nun nicht mehr ganz so breit. Nach der letzten kurzen Gegensteigung stehen wir unverhoft oberhalb des breiten Talbodens welcher der Fluss Murgab mit seinem mдandrierenden Verlauf geschaffen hat. So folgen wir dem Fluss aufwдrts, passieren einen Checkpoint und kommen so ins Dorf Murgab. Dort beziehen wir ein Zimmer in der Sary-Kцl-Lodge, wo wir fьr zwei Nдchte bleiben um danach wieder vollkommen fit die nдchsten Kilometer auf dem Pamir-Highway in Angriff zu nehmen.
Unser nдchstes Ziel ist der Akbaitalpass, mit 4655m.ь.M der hцchste des Pamir Highways. Von Murgab aus sind es etwa 75km. Wir beschliessen aber noch vor dem Pass zu ьbernachten um danach nur noch die letzten 10 Kilometer und etwa 400 Hцhenmeter vor uns zu haben. So erreichen wir am Vormittag des 1. Augusts den Pass und geniessen die Aussicht. Auf dem hцchsten Punkt unserer Reise kцnnen wir zusдtzlich unseren 10000sten Kilometer feiern. Vor uns liegt eine Abfahrt auf sehr schlechter Strasse mit viel Waschbrett und losen Steinen. An einem Bach fьllen wir ziemlich viel Wasser auf, da wir vorhaben ein Basecamp am Fusse eines 5000ers aufzuschlagen. Wir biegen also von der Hauptstrasse ab und fahren etwa 6km ьber eine Piste bis wir einen passenden Platz am Ufer eines ausgetrockneten Baches finden. Kurz nach dem wir ins Zelt gekrochen sind beginnt es zu regnen und schon wenige Stunden spдter gurgelt das Wasser im vorher trockenen Bach neben dem Zelt.
kurz vor dem hoechsten Pass
Am nдchsten morgen stehen wir nicht so frьh auf wie gewohnt, sondern bleiben liegen, da es immer wieder leicht regnet. Irgendwann machen wir uns dann aber trotz Regen und Nebel auf um den 5000er zu besteigen. Im untersten Abschnitt hat es noch einen Fahrweg. Weiter oben folgen wir weglos einem Tal. Weiter geht es einen Hang hinauf auf einen Grat und ьber einen Vorgipfel zum Hauptgipfel (5047m.ь.M), welchen wir nach etwa 4 Stunden erreichen. Auf dem Weg nach oben drьckte die Sonne immer wieder durch den Nebel. Als wir dann auf dem Gipfel unser Zmittag essen reisst die Nebelwand plцtzlich auf und gibt die Sicht auf den Karakul (See ohne Abfluss in einem Meteoritenkrater) frei. Auf dem Weg hinunter wird das Wetter immer besser und man sieht immer mehr von der Landschaft. Nur die Gipfel der richtig hohen Berge bleiben hinter den Wolken versteckt.
Aussicht vom Gipfel (P.5047)
Wieder im Basecamp angekommen entscheiden wir noch eine Nacht zu bleiben.
Am Morgen des 3. August fahren wir wieder ьber die Piste zurьck auf die Hauptstrasse und treffen nach wenigen Kilometern auf  einen weiteren Reiseradler. Er ist aus Estland und unterwegs nach Khorog. An diesem, wie auch an den weiteren Tagen treffen wir immer wieder auf Reisende aus aller Welt.
In Karakul, dem Dorf am See, kaufen wir nochmals ein und fahren weiter dem See entlang dem Uy-Bulok-Pass entgegen. Ьber diesen Pass verlassen wir den Meteoritenkrater. Vor uns liegt eine Landschaft mit fast nur Steinen und einigen braunen Bдchen. Auf dem Weg hinauf zum Grenzpass zwischen Tajikistan und Kirgistan wir die Strasse zur Piste. Wir kдmpfen uns bei Gegenwind ьber das Waschbrett dem tajikischen Grenzposten entgegen. Dieser liegt etwa 2 Kilometer vor dem Pass.
Gerade als wir dort eintreffen kommen auch drei Autos der Mongolrally zu. Zusammen diesen Touristen passieren wir die tajikische Grenze.

Auf der Piste vom Basecamp zur M41

Blick zurueck auf Karakul

Auf der Grenze zu Kirgistan
Da der Wind immer noch relativ stark ist, bauen wir unser Zelt noch vor dem Pass auf und ьbernachten im Niemandsland. Am nдchsten Morgen fahren wir die letzten Meter zum Pass und danach gut 20km bergab zum kirgisischen Grenzposten. Dort kцnnen wir, wie schon lange nicht mehr, ohne Visum einreisen und bekommen einfach einen Stempel mit dem Datum in den Pass.
Nach der Grenze ьberqueren wie ein Hochtal und fahren Sary-Tash entgegen. Dabei haben wir eine ganze Wand von Schneebergen im Rьcken, welche aber leider teilweise von Wolken verdeckt sind. In Sary-Tash angekommen wechseln wir einmal mehr Geld und stocken unsere Vorrдte auf. Nach dem Mittagessen in einem Kafe nehmen wir die nдchsten zwei Pдsse in Richtung Osh in Angriff.
Wir fahren auf einer ziemlich neu asphaltierten Strasse durch eine ganz grьne Landschaft. Ein grosser Unterschied zu den Pisten in den steinigen Ebenen des Pamirs. Auf dem zweiten, hцheren, Pass angekommen schauen wir herab auf eine schwindelerregende Strasse, welche von Chinesen gerade fertig gebaut wird. Wir fahren hinunter und bald ist das Tal wieder breiter und die Strasse fьhrt uns durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft Gьlchц entgegen. Etwa 35km vor diesem Dorf schlagen wir unser Zelt am Rande einer Pferdeweide auf. 
Pass nach Sary-Tash (Made by chinese)
Landschaft nach Sary-Tash
Immer noch hinunter und zusдtzlich mit etwas Rьckenwind gleiten wir nach Gьlchц wo wir einmal mehr einkaufen. Vor der Laden stehend taucht ein Veloreisepaar auf. Chregu spricht sie auf Schweizerdeutsch an, da er vermutet, dass es Deutsche sind. Es stellt sich aber heraus, es ein Berner Paar auf dem Weg nach Thailand ist. Wir tauschen einige Infos und Geschichten aus und verlassen dann das Dorf ьber eine wackelige Fussgдngerbrьcke ьber dem Fluss.
Im Aufstieg auf den letzten Pass vor Osh bemerkt Fabian, dass wir nun definitiv auf dem Heimweg sind, da uns die Reisenden nach China nun entgegen kommen.
Roman und Chregu schnappen uns im letzten Teil des Aufstieg einen Kohlelastwagen. So geht uns dieser Pass mehr in die Дrme als in die Beine. Oben angekommen mьssen wir nicht lange warten bis Fabian auftaucht, welcher keine Schlepphilfe in Anspruch nahm.
Schlepper
Vom Pass geht es auf einer sehr guten Strasse zuerst steil und danach flдcher immer dem Tal entlang nach Osh. In den zwei Tagen hinunter vom Pamir haben wir gut 3000 Hцhenmeter vernichtet und sind jetzt nur noch auf 1000mьM. In der Stadt angekommen haben wir uns in einem Guesthouse einquartiert. Wir geniessen die Vorzьge einer Stadt: Gemьtliches Nachtessen im Restaurant, einkehren im Biergarten und seit langem wieder mal eine richtige Dusche.
Hier in Osch werden wir im Internetkaffee einige Informationen fьr unsere Rьckreise sammeln. Unsere favorisierte Variante mit dem Zug durch Kasachstan und Russland scheint momentan nicht mцglich, weil die Kasachische Botschaft in Bishkek aktuell keine Visas erteilt. Als Alternative werden wir ein Flug von Bishkek in die Heimat ins Auge fassen muessen.

3 Kommentare:

  1. Hallo ihr weltebummler:-) ganz gfesslet han i eien bricht gläse, sehr spannend und interessant. Freut mi, dass es eu guet goht, und dass ihr trotz dä strapaze ziit händ zum gnüsse:-) lg ruedi

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  2. Ah da haben wir uns im August wohl gerade verpasst. Wir fuhren zur gleichen Zeit den umgekehrten Weg von Bishkek runter nach Osh (mit Umwegen über Arslanbob und Jala-Abad) gen Sari-Tash auf der gleichen Strecke wie ihr. Übrigens: Euer Kohle-LKW-Schlepper hatte wohl gerade frisch aufgeladen: Neben Sari-Tash gibts das kleine Dörfchen Sari-Mogul mit einer riesen Kohlemine (die eine Reise hin Wert ist, wenn die Grenze nach China wegen dem Ende des Ramadans für 4 Tage geschlossen ist).

    Viele Grüsse
    Christian

    (mehr von unserem Trip auf www.bishkekbispeking.tumblr.com)

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  3. Super Bericht !
    Habe jetzt einige gelesen, werde aber trotz Check auf GoogleEarth oder GPSies nicht ganz klar, wieviele Höhenmeter es sind, zB. Dushanbe - Osh oder D.- Sary-Tash. Habt Ihr es aufgezeichnet ? Über ein Antwortmail wre ich dankbar. : radler at chello punkt at
    Werner aus Innsbruck

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