Samstag, 15. Dezember 2018

Omanische Berge

Nach dem wir auch am morgen weiter bewirtet worden waren und uns auf der Weltkarte der Gäste der Familie verewigt hatten, brachen wir auf. Wir folgten der Küste entlang in Richtung Sohar, wo wir in die Berge abbiegen wollten. Schon wenige hundert Meter nach dem Start trafen wir die drei Deutschen wieder, welche mit uns auf der Fähre waren. So fuhren wir zusammen in Richtung Süden.
Velotruppe auf leeren Strassen
Vor Sohar trennten wir uns wieder, um einkaufen zu gehen. Während diesem Einkauf änderten wir unseren Plan und entschieden erst bei Kahburs rechts in die Berge abzudrehen, also noch weiter der Küste zu folgen. Daher zelteten wir am Strand nach Saham. Vor dem kochen und dem allabendlichen Zeltaufbau musste noch eine Schaltsaite an Chregus Velo gewechselt werden, welche fast durch gescheuert war. Dies beschäftigte und so lange, (der Kopf liess sich nur unter grossem Demontageaufwand entfernen) dass wir im erst Dunkeln kochten.
Die Nacht war, trotz geringer Entfernung zu Strandweg und den nächsten Häusern, sehr ruhig.
Velozeltler
Am nächsten Morgen hatten wir noch rund 30 Kilometer vor uns, bis wir endgültig die Küste verliessen. Nach weniger als zehn davon trafen wir wieder auf die drei anderen Radler. Diese waren natürlich sehr überrascht, da wir ihnen erzählt hatten, wir würden in die Berge fahren. Wahrscheinlich werden wir sie in Muscat wiedersehen, da sie am gleichen Tag abfliegen.
Nach dem Einkauf für die nächsten zwei Tage sassen wir die Mittagshitze bei einem leerstehenden Gebäude aus und wagten uns erst gegen 15 Uhr wieder in die Sonne. Als wir dann die ersten Hügel erreichten, war es schon wieder erträglich warm und so waren die vielen Wellen durch die vielen Wadis gut machbar und die einzelnen Furten waren wirklich witzig.
Mit der Idee nach dem Znacht nochmals einige Kilometer zu machen, um die angenehme Temperatur zu nutzen, kochten wir ziemlich nah an der Strasse. Nach dem Znacht war dann aber klar das Chregus Kränklichsein ein weiterfahren verhinderte. So zelteten wir mit zeitweiser Beleuchtung der vorbei fahrenden Autos. Am nächsten Morgen zügelten wir dann wenige Kilometer weiter zu einem passenden Schattenplatz und legten einen Ruhe- und Genesungstag ein.
Besuch
sensationelle Landschaft im Abendlicht
Im späteren Nachmittag konnten wir es dann aber doch nicht sein lassen und pedalten weiter über die landschaftlich super Strasse. Für einmal fuhr Livio mit der schweren Essenstasche voraus und Chregu im Windschatten hinterher, was für beide eine ziemlich ungewohnte Situation war. Aber ein Rollenwechsel kann nie schaden.
Bei der Abzwiegung in Al Maskam angekommen füllten wir die Vorräte wieder voll und fanden schon kurz ausserhalb des Dorfes einen guten Zeltplatz. Da wir trotz Hitze nicht nur wenige Stunden auf der Strasse verbringen wollten, verlegten wir den Morgen und stellten den Wecker so früh, dass wir noch vor dem ersten Ansatz von Tagesanbruch unterwegs waren. Im Verlauf der nächsten Stunden konnten wir dann das Erwachen des Tages vom Velo aus geniessen. Es war suuuuper.
Silhouette
Da wir uns für die nächsten Tage eine abgelegene Piste ausgesucht haben, kauften wir in Rustaq für zwei Tage ein. Am Nachmittag rollten wir zum Eingang vom Wadi Bani Awf. Die ersten Kilometer im Wadi (Flussbett, welches in den meisten Fällen ausgetrocknet ist) sind top ausgebaut, asphaltiert und spektakulär von hohen Felswänden gesäumt. Wir fanden kurz vor dem Ende der Strasse  einen Zeltpaltz am Ufer vom Wadi unter grossen Bäumen. Wir waren auch nicht die einzigen, einige Dutzend Meter weiter waren andere Touristen (mit Auto) am Zelten.
Am Morgen vom 13. Dezember starteten wir wieder früh und legten die letzten Meter auf der befestigten Strasse im Morgengrauen zurück. Im ersten Abschnitt der Schotterstrasse kamen uns viele Landcruiser entgegen, welche als Schulbusse dienen. Die Strasse ist staubig und so lag teilweise eine Staubglocke über dem Wadi und wir wurden innert kürzester Distanz hellbraun.
ganz wenig staubig
In Zammah verlässt die Piste das Wadi und zeigt das erste Mal so richtig was in ihr steckt. 240 Höhenmeter auf 1.4 Kilometer (ergaben einige Schiebepassagen, teilweise auch zu zweit für ein Velo. Das war aber erst der Anfang der ganzen Aktion. Nach einer Abfahrt um den Snake Canyon zu umfahren, kämpften wir uns erneut hoch und wurden an die alte Betonplatte am Napf erinnert. Ca.22° (>35% !!!) und mit Beton grob befestigt. Nur gab es hier nicht nur eine sondern dutzende solche Passagen. Durch die super schöne Landschaft motiviert fuhren und stossten wir weiter.
Fussball wird überall gespielt
fahrbarer Teil
Oberhalb von Hat trafen wir auf zwei Velofahrer die die einfachere Variante gewählt hatten. Denn der ausgesuchte Pass ist von der anderen Seite bis ganz oben asphaltiert und massiv weniger steil. Nach wenigen Blicken war klar, dass es Schweizer sein könnten und so begrüssten wir sie mit "Hallo zäme". Es stellte sich dann heraus, dass sie aus Beromünster sind. Witzig wie die Erde wieder einmal klein ist. Wir tauschten Infos über den weiteren Weg und vielem anderen aus. Nur wenige Meter weiter verbrachten wir an einem Kanal des Bewässerungsystem (Falaj) den Mittag. Am späteren Nachmittag erreichten wir dann einen wunderbaren Zeltplatz rund 2.5 Kilometer vor dem Pass.
Haus mit Aussicht
Vom Zeltplatz aus sahen wir auch den steilsten Teil der Strasse, welcher allein auf den ersten 600m einer durchschnittliche(!) Steigung von 24% aufweist. Überraschenderweise fahren da die Geländewagen (fast alles Toyotas) ohne Scharren hoch. Mit dem kleinsten Gang und und wenig Gas ist wohl die beste Variante, so dass auch die Strasse nicht aufgeraut wird. Für uns hilft das, denn so können wir verhältnismässig steil noch aus dem Sattel fahren, bevor das Hinterrad durchdreht. Aber meistens scheitert das Fahren so oder so an der Kraft in den Beinen und nicht am Grip. Ein vollbeladenes, ungefedertes Tourenvelo ist, technisch gesehen, nicht die beste Wahl für diesen Aufstieg ;-)
Nach einer erholsamen Nacht waren wir froh, dass die Sonne erst ganz spät die Strasse erreichte, denn wir brauchten für die verbleibende Strecke von knapp 2.5km, inklusive Fotostopp, zwei Stunden. Aber nur gerade knapp 30 Minuten davon bewegten sich unsere Räder...
Velo am ausruhen
 

Oben angekommen genossen wir noch einmal die Aussicht und danach vor allem die schnelle Abfahrt. Nach dem Geschwindigkeitsrausch waren wir uns nicht mehr sicher ob, wir bei einem möglichen nächsten Mal nicht doch wieder so rum über den Pass fahren würden. Der weniger strengen umgekehrten Variante fehlt die Möglichkeit zum "heizen".
Vom Fuss der Passstrasse ging es ziemlich flach nach Nizwa und nach dem Mittag weiter nach Birkat al Mawz, wo wir für zwei Nächte bei einem schottischen Warmshowers-Host bleiben können. Dieser begrüsste uns direkt mit einem im islamischen Raum sehr seltenen kühlen Bier.

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