Dienstag, 20. November 2018

Kashan, Hugh, Esfahan, Visaverlängerung, Wüste

Von Qom aus folgten wir weiterhin dem Freeway. Da wir leider den Schildern folgten statt der Karte gelangten wir aber erst nach rund 25km auf diesen. Das Mauthäuschen passierten wir neben einem Auto und ernteten nur einen komischen Blick. Auf dem Veloweg angekommen radelte es sich sehr einfach Kashan entgegen. Unterwegs wurden wie des öfteren mit Früchten beschenkt und ausserdem durften wir die Radgrösse eines aufgeladene Velos bestimmen.
Da es zeitlich genau passte und die grösste Attraktion von Kashan die traditionelle Häuser sind, quartierten wir uns einem solchen ein. Wirklich interessant, dass der Innenhof ein Stock tiefer liegt als das Erdgeschoss. In der Nacht und am Morgen regnete es einmal mehr...
Bis wir dann aber starteten um in der Stadt noch einzukaufen war es trocken.
Wir mussten eigentlich nur Reis, Ketchup und Brot organisieren. Die ersten beiden bekamen wir im zweiten Laden. Das Letzte wurde zu einer komplizierten Sache.
Am Abend vorher hatten wir eine Bäckerei gesehen, welche eine unsere bevorzugte Art Brot produziert. Am Morgen hatte diese leider geschlossen. Also fuhren wir in der Stadt herum, fanden aber keine passende. Also zurück zum Laden. Da hatten wir nämlich mit einem alten Mann gesprochen, welchen wir nun fragen wollten ob er weiss wo es eine entsprechende Bäckerei gibt. Er führte uns zu Geschlossen. Aber unterdessen mussten wir nur noch eine Viertelstunde warten bis sie öffnete. Bis wir dann aber unser Brot hatten, verging sicher nochmals zusätzliche 15 Minuten. Das Brot wurde ja direkt frisch gebacken.
Gerade abfahrbereit sahen wir einen Reiseradler und pfiffen ihn zu uns. So lernten wir Hugh von Australien kennen. Er ist seit dem Frühjahr mit dem Velo unterwegs und war hauptsächlich auf den Britischen Inseln unterwegs. Wie wir flog er anfangs Oktober in den Kaukasus. Wir schlossen uns zusammen und starteten in Richtung Esfahan.
velosiped.ch wieder einmal zu dritt
Das Wetter war komisch, so tiefe Wolken, dass es den ganzen Tag lang 8 oder auch 16 Uhr hätte sein können. Ziemlich unspektakulär näherten wir uns Natanz, beziehungsweise dem Abzweiger zum Dorf. Kurz davor fuhren wir ab der Strasse und folgten einigen alten Fahrspuren zu einem schönen und ruhigen Zeltplatz. Endlich wieder einmal zelten!
Da Hugh mit Holz kocht, machten wir ein Feuer und sassen beisammen bis uns der Regen in die Zelte trieb. In der Nacht blieb es regnerisch, aber mehr oder weniger zur Weckerzeit war der Spuck vorüber und wir konnten im Trockenen frühstücken.
Am 16.11 erwartete uns ein Pass. Wir hatten rund 900 Höhenmeter und gut 45 Kilometer zu bezwingen. Im ersten Teil hatten wir Rückenwind und kamen gut voran, im zweiten, längeren Abschnitt dann leider Gegenwind. Aber immerhin fielen den ganzen Tag lang (fast) keine Tropfen, obwohl der Wetterbericht ziemlich häufig Regen vorausgesagt hatte.
für jeden seine Spur
Wir erreichten den Pass im Verlauf vom Nachmittag und fuhren danach nicht mehr allzu weit bis wir etwas von der Strasse entfernt einige leerstehende Gebäude und ein paar Bäume in der sonst kargen Landschaft sahen. Es stellte sich als eine verlassene Oase inklusive Pool heraus. Wir kochten unser Znacht mit Sicht auf den Sonnenuntergang und schliefen danach ohne Zelt in einem der Gebäude.
wunderbar
Sonnenaufgang in der Wüste
 Die Fahrt nach Esfahan am Vormittag des 17.11 war dann nur noch Kür. Auf gut 80 Kilometer vernichteten wir die letzten 400 Höhenmeter und hatten fast keine zu bezwingen.
zwei Schatten im Windschatten
Aussicht in die Wüste
 Alles der grössten Strasse folgend gelangten wir in die Innenstadt welche autofrei und somit sehr gemütlich ist. Wir verbrachten den Nachmittag auf dem Hauptplatz und bei der 33-Bogenbrücke und landeten am Schluss in einem Hostel. Die Nacht wurde morgens um 6 Uhr jäh abgebrochen, als der Wecker uns sagte, dass wir aufbrechen sollen um unser Visum zu verlängern. Um sieben trafen wir dann auf dem entsprechenden Polizeiposten ein und hatten nach rund anderthalb Stunden alle Formulare beisammen und bekamen die Info wir sollen um 13.00 Ihr wieder vorbeikommen. Die Wartezeit überbrückten wir mit allerlei Erledigungen: Strassenentscheid in Richtung Shiraz, Einkauf, Thonbüchsenkochen, Coiffeur, Langzeitplanungsüberlegungen in Richtung VAE+ Oman, ...
Um Punkt 13.00 waren wir wieder zurück beim Polizeiposten und konnten nach rund 15 Minuten unsere Pässe abholen, mit welchen wir nun bis an Weihnachten im Iran bleiben könnten.
Direkt danach verliessen wir die Stadt auf der Strasse in Richtung Shiraz und fanden nach rund 30km einen guten Zeltplatz bei einem verlassenen Gebäude. Während wir den frühen Abend genossen kam ein Reiter vorbei, welcher uns, via Google-Translate, zu verstehen gab, wir sollten doch zu ihm gehen. Wir wollten aber den Platz und die Sonne geniessen und lehnten dankend ab. Während dem Essen durften wir einen kitschig schönen roten Sonnenuntergang betrachten. Als wir dann am abwaschen waren, tauchte der Reiter wieder auf, diesmal mit dem Töff, und wollte uns, via Übersetzerin am Telefon, nochmals davon überzeugen, dass es besser sei bei ihm zu schlafen. Wir hatten aber das Zelt schon aufgebaut und eingerichtet und so konnten wir ihn dann überzeugen, dass wir absolut problemlos an diesem Ort übernachten können.
harter Boden braucht Erfindungsgeist
Nutella aufwärmen
 Am 19. November flogen wir mehr als wir fuhren. Mit stetigem Rückenwind folgten wir alles der Strasse 65 in Richtung Süden. Die Strecke liegt auf rund 2000 Meter über Meer führt durch eine Steinwüste mit wenigen Dornbüschen und grossen Distanzen bis zu den umliegenden Bergen. In Shahreza kauften wir ein und fanden nach gesamthaft rund 116km einen guten Zeltplatz etwas abseits der Strasse in einer Vertiefung. So waren wir dem Verkehrslärm nicht vollständig ausgesetzt.
1 Meter Auto, 4 Meter Ladung
Kartoffeln waschen
Am nächsten Morgen setzte rund eine halbe Stunde vor dem Wecker Wind ein und die Motivation war nicht gerade gross, als wir bemerkten, dass  es sich um Gegenwind handelt.Wir krabelten dann schliesslich doch aus unseren Schlafsäcken und assen unser Frühstück (Nutella mit Brot, Müesli mit Schoggidessert). Nach rund 10 Kilometern setzte zusätzlich zum Gegenwind noch etwas Regen ein. Die Motivation sank weiter. Zum Glück regnete es nicht allzu lange und so fuhr es sich kurz darauf schon wieder einfacher. Passend zum nächsten Schauer trafen wir an einer Raststätte ein und konnten uns aufwärmen und trocknen. Als der Regen wieder nachliess wollten wir starten. Das verhinderte aber ein Platten in Chregus Hinterreifen. So musste zuerst das Loch gefunden, der Übeltäter (Draht) entdeckt und entfernt sowie ein neuer Schlauch einbaut werden. 
Unterdessen war der nächste Schauer da und so verlängerte sich unser Aufenthalt an der Raststätte noch ein wenig.
Am Schluss gelangten wir doch trocken nach Abadeh und gönnten uns in einer Beiz drei Kebabs mit Reis und Brot. Da wir auch schon über die Preise erstaunt waren, fragten wir diesmal was es kostet. Während dem Essen tauchten allerhand Leute in diesem Restaurant auf und als der Zweite uns das Mittagessen bezahlen wollte, mussten wir einschreiten und das ganze aufklären. Da der Wetterbericht für den Nachmittag weiterhin regnerisches Wetter vorhersagte, entschieden wir uns für ein Hotel. Morgen soll es dann wieder trocken sein und wir werden weiter in Richtung Shiraz pedalen.

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