Montag, 29. Oktober 2018

Einreise und erste intensive Eindrücke vom Iran

Der Grenzübertritt von Armenien in den Iran war absolut problemlos. Im armenischen Posten konnten wir unsere Drahtesel vollbeladen am Scanner vorbei schieben und bekamen unseren Ausreisestempel in den Pass. Auf der iranischen Seite mussten wir nach der Kontrolle des Visums und der Stemplerei unser Gepäck scannen lassen. Wobei uns kommt es so vor, als ob es halt nur sein muss, denn unsere leeren Velos dürfen neben dem Scanner vorbei...
Noch im Zollgebäude verwandeln wir die letzten Armenischen Dram in Iranische Rial und erhalten einen super schlechten Kurs. Chregu regte sich auf, dass er sich trotz guter Vorbereitung übers Ohr hauen liess.
Wir fuhren nun entlang des Flusses Aras in Richtung Westen. Zuerst ist das Tal sehr schmal und landschaftlich spektakulär. Je näher wir zur Grenze Aserbaidschan (Exklave Nachitschwan) zu Armenien kommen, desto mehr militärische Befestigungen konnten wir auf der Nordseite des Fluses beobachten. Die eigentliche Grenze ist von beiden Seiten mit Stellungen gesichert. Unterwegs wurden wir immer wieder mal angesprochen und begrüsst in Siyahrud wurden wir sogar singend begrüsst. "Welcome to Iran, Welcome to Siyarud"
Mittagspause in altem Tunnel
Bäckerei unterwegs
In Jolfa angekommen war das Wetter unbeständig und so suchten wir ein einfaches Hotel (4 Franken), versorgten uns nach den ersten Regenschauer mit Essen und Geld und genossen das Treiben in der Stadt. Der Blick aus dem Hotelfenster am nächsten Morgen bestätigte unsere Entscheidung es hatte fast bis nach Jolfa geschneit und war kalt.
frisch verschneite Berge
Als wir dann losfahren wollten, war der hintere Pneu von Chregu platt und so wurde als erstes geschraubt. Als wir alles erledigt hatten machten wir uns auf den in Richtung Täbriz. Aus der Stadt hinaus ging es stetig, aber moderat bergauf. Eine Einladung zum Cay auf dem Pannen (oder Velostreifen) und guter Rückenwind half die Höhenmeter zu überwinden. Noch in der Abfahrt nach Marand hatten wir den zweiten Platten. Wieder Chregus Hinterrad.
Platten Nummer zwei
Diesmal war das Ventil abgerissen. Danach fuhren wir durch die Stadt und auf dem Weg hinaus durften wir Platten Nummer drei reparieren. Jetzt, sicherheitshalber, mit neuem Pneu. Den Schlauch kontrollierten wir in einer Autowerkstatt, fanden aber kein Loch. Also wieder aufgepumpt und weiter. Wir fanden einen guten Zeltplatz bei einer Bauruine. Während dem Kochen wurden wir von einem Schafhirten angesprochen, es werde kalt und wir sollen doch bei ihm schlafen. Wir lehnten dankend ab. Als das Zelt dann stand kam er nochmals vorbei, wir wollten dann aber nicht mehr alles wieder abbauen und krochen in unsere warmen Schlafsäcke. Was uns aber sehr überraschte, was wie gut dass er englisch konnte. Da sprechen schweizer Hirten wohl weniger gut Hochdeutsch...
Am nächsten Morgen durften wir dann Platten Nummer vier reparieren. Nun fand Chregu das Loch, die Kälte verhinderte aber eine Reparatur und so wurde der letzte intakte Schlauch eingebaut und wir konnten starten. Nach wenigen Kilometern erreichten wir die letzte grosse Kuppe vor Täbriz und gerieten in der langezogenen Abfahrt in einen Geschwindigkeitsrausch. Minutenlang fuhren wir über 40km/h und teilweise so schnell, dass wir Lastwagen überholten.
In Täbris abgekommen schauten wir uns in einem Veloladen um und kauften unter anderem Schläuche ;-).
Ein Irani welchen wir da trafen, half uns dann noch unsere SIM-Karte aufzuladen und nach dem Zmittag meldeten wir uns bei unserem Couchsurfing-Host Beszhad und waren dann etwas erstaunt, dass er fast 15km ausserhalb der Stadt in einer Fabrik wohnt und arbeitet. Wir entschieden uns dann doch rauszufahren, was sich als super erwiesen hat. Zusammen mit weiteren Couchsurfern und Freunden von Beszhad kochten wir ein Poulet in einer selbst ausgedachten Variante. Das gestopfte Poulet wurde auf eine Spiess/Pfanne-Konstruktion gesetzt und diese im Boden verankert. Darüber wurde ein Blechkübel gestellt und dann rundherum gut anderthalb Stunden gefeuert. Das Poulet war grandios, die Kartoffeln unten in der Pfanne aber ziemlich verkohlt.
Poulet im Feuer
Den "Ruhetag" verbrachten wir in der Innenstadt von Täbris zusammen mit Justus. Er reist mit dem Rucksack und Autostop durch den Iran. Es ist unmöglich alle Eindrücke und Erlebnisse aufzuschreiben. Einige aber schaffen es in diesen Beitrag.
Auf dem Weg zum Bazar wurden wir von einem Nähmaschinenmechaniker "abgefangen" der Touristen "sammelt". Er führte uns in seinen kleinen Laden wo er schon 13 Bücher voller Einträge von Touristen hat und wir durften uns natürlich auch eintragen. Ausserdem schrieb er uns in persischer Schrift einen Brief, dass extrem Freude habe uns getroffen zu haben und dass sein Laden "beautiful" sei weil wir da seien und wir sollen doch nach dem Besuch des Bazars nochmals vorbeikommen.
in Alis Nähmaschinenladen

Beim Geldwechseln in einer riesigen Meute von Personen wurden wir von Hamed "gerettet", einem Irani welcher in Deutschland sein Doktorat macht. Er half uns den besten Kurs zu bekommen und so waren kurz darauf 16fache Rial-Millionäre. Ausserdem führte er uns zusammen mit seinem Schwiegervater gut zwei Stunden durch den Bazar und so kamen wir auch an versteckte Ecken und viele Tipps und Geschichten. Der Schwiegervater sammelt alte Röhrenradios und prompt fanden wir auf einem englischen Modell den Sender Beromünster.
Nach einem verspäteten Mittagessen (empfohlen und organisiert von Hamed) besuchten wir noch die Blaue Moschee und trafen da überraschenderweise das französische Paar welches wir in Tatev getroffen hatten und wollten danach die Rückfahrt zu Beszhad organisieren. Dabei wurden wir von zwei 17-jährigen Jungs angesprochen, welche eine SIM-Karte für Justus organisierten und uns auch noch einluden am nächsten Tag an einem Fest teilzunehmen. Ausserdem verschafften sie uns dann eine super billige Taxifahrt via Snapp. Für die rund 15km bezahlten wir gerade einmal 100'000 Rial was etwa 75 Rappen entspricht.
Zurück in der Unterkunft geniessen wir die Ruhe und freuen uns morgen wieder auf unsere Velos zu steigen, die Stadt Stadt sein zu lassen und machen uns dann auf den Weg an das Kaspische Meer.

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