Samstag, 20. Oktober 2018

vom Ararat zurück zum Sevan und nach Karabach

Am Morgen vom 14.10 genossen wir das Frühstück im Hostel, um danach noch ein wenig per Velo die Stadt zu erkunden. Wir wollten die eine oder andere Sehenswürdigkeit anschauen. Während wir durch die Stadt fahren, werden wir von einigen einheimischen Velofahrern angesprochen. Einer davon hat eine Velowerkstatt und führt auch Touren durch. Wir liessen uns also Tipps über unsere weitere Route geben und wurden in unseren Plänen bestätigt. Ein, zwei Abstecher wurden uns aber noch speziell ans Herz gelegt und wir bekamen eine Telefonnummer für alle Fälle.
irgendwo in Yerevan
Die angepeilte Beiz fürs Zmittag hatte leider noch geschlossen und so assen wir vis-à-vis. Leider fiel Livios Velocomputer so unglücklich zu Boden, dass dieser seinen Dienst quitierte. Also fuhren wir in Richtung des Veloladens von vorher. Auf dem Weg dorthin entdeckte Livio, aber einen weiteren Fahrradladen und so kauften wir nochmals zwei Computer. Der von Chregu zeigt sich nämlich auch nicht von der besten Seite. Wir sind also aktuell mit dem sechsten Velocomputer unterwegs...
Die wichtigsten Sachen waren nun erledigt und so schnappten wir uns die grösste Strasse und verliessen die Stadt in Richtung Süden. Die Entscheidung statt auf die Haupstrasse zu wechseln, auf der Autobahn zu bleiben, stellte sich als goldrichtig heraus. Auf der rechten Spur gilt max. 50km/h und so fährt es sich auf dem zusätzlichen Pannenstreifen wunderbar. Ausser dem konnten wir unterwegs die Siluette des riesigen Mount Ararat aus dem Dunst auftauchen sehen. Dank leichtem Gefälle und passendem Wind waren wir nach gut einer Stunde Fahrt schon 30km weit gekommen. So zweigten wir in Pokr Vedi ab um das, uns empfohlene, Kloster Khir Virap zu besichtigen. Die Anlage liegt auf einem Hügel und bei guter Sicht sei der Ararat zum greifen nah. Aber so nah er aussieht, so fern liegt er, denn die Grenze zur Türkei liegt zwar nur wenige hundert Meter weiter, aber diese ist geschlossen und der Berg von Armenien her unerreichbar.
Nach dem Besuch des Klosters fanden wir in einer Obstanlage kurz vor Vedi ein wunderbares Plätzchen für die Nacht.
Am Morgen zeigte sich das Wetter von der besten Seite und der Ararat war in seiner vollen Pracht sichtbar. Leider fuhren wir auf den weiteren Kilometer weg von ihm und so konnten wir nur mit Kopf verdrehen bewundern.
Ararat
Wir fuhren auf einer sehr ruhigen Strasse einen Pass entgegen, welcher uns wieder zurück auf die M2 führte. Im Aufstieg wurden wir von einem Lastwagen so langsam überholt, dass wir uns anhängen konnten und einige Höhenmeter "gratis" erledigt wurden.
unterwegs
Wieder zurück auf der Hauptstrasse hatten wir noch eine Welle vor uns, aber danach wurden die erklommene Höhenmeter wieder vernichtet. Durch den rupigen Belag mussten wir leider einiges der Energie verbremsen und wurden zünftig durchgeschüttelt. Kurz nach Areni entschieden wir uns als Zückerchen noch die 500 Höhenmeter zum Kloster Nonavank hochzufahren. Das Tal zum Kloster ist extrem beeindruckend, da es vor allem im untersten Teil sehr eng und von von hohen Felsen gesäumt ist. Auch das Kloster selber ist sehr sehenswert und die Aussicht in das Tal ist grandios.
Die Nacht verbrachten wir nur wenige hundert Meter entfernt auf einem Picknickplatz am Bach. Am Morgen rollten wir zuerst zurück zur Hauptstrasse und waren uns endgültig sicher, dass sich dieser Abstecher gelohnt hatte. Auf dem Weg zum Abzweiger Richtung Selimpass sahen wir wie ein Frau uns in ihren riesigen Garten winkt. Wir drehen also um, fahren einige Meter zurück, parkieren am Strassenrand und begeben uns zu ihr. Sie führt uns in eine kleine Hütte und bittet uns zu setzen. Sie schöpft uns Suppe und wir geben so gut es geht Auskunft auf ihre Fragen. Bald taucht noch ihr Mann auf und bei einem Kaffee (den wir beide nicht Kaffetrinker aus Anstand doch trinken) brüten wir über unserer Karte. Nach einem Foto werden wir herzlichst verabschiedet und können den beiden einfach nicht genug danken... Als wir abfahren stehen sie vor ihrer Hütte und winken, als ob alte Bekannte von dannen ziehen.

Durch dieses Erlebnis topmotiviert beginnen wir mit dem Aufstieg in Richtung Selimpass. Vor dem Laden, wo wir einkaufen, gab es einen Unfall. Zwei Ladas waren kollidiert und als wir da ankommen stehen so viele Männer herum, wie niemals in den Autos Platz haben. Auch als wir abfahren gehen die Disskussionen noch weiter. Der unbeteiligte Verkehr zwängt sich unterdessen über den Randstreifen am Unfall vorbei.
Im unteren Teil des Passes folgt die Strasse mehr oder weniger dem Bach und ist mässig steil, spätestens nach dem letzten Dorf wird es stotzig und die Strasse windet sich wunderbar den Hang hinauf. Unterwegs werden aber nicht nur die Beine müder, sondern auch die Arme: fast alle Autos hupen und so winken wir zurück. Ein Autofahrer hält an, stoppt uns und beschenkt uns mit Mandarinen aus seinem Kofferraum. Einfach super solche kleinen Gesten!
Aufstieg zum Selimpass
Nach dem Pass fuhren wir gerade so weit, dass wir vom Zeltplatz aus die Aussicht auf den Sevansee und die umliegenden Berge geniessen konnten. Da wir diese Sicht auch direkt aus dem Schlafsack haben wollten, liessen wir die eine Seite vom Zelt offen und wurden am Morgen mit Kälte, aber auch super Stimmung belohnt.
Zeltplatz unter Strom
Die Fahrt hinuter nach Martuni war kühl, aber schon wenige Kilometer später brachte uns die Sonne wieder auf Normaltemeratur. Entlang dem Sevansee fuhren, oder fast flogen, wir Richtung Vardenis und Sotkpass. Die Strasse ist fast flach und in gutem Zustand, da spult man die Kilometer sehr einfach ab.
In Vardenis assen wir in einer kleinen, aber super dekorierten Beiz einer Tankstelle zu Mittag. Ausgangs Vardenis ist der Ausbau des Sotkpasses weiter im Gang. Wir durften zum Glück durch die Baustelle fahren, die Umleitung ist eine schlechte Piste. Bei der Goldmine angekommen, waren nur noch zwei Haarnadelkurven zu bewältigen bis wir die Grenze zu Karabach überfuhren. Nach einigen Kilometern stellten wir unser Zelt im Niemandland auf, denn der Karabachische Grenzposten ist erst weiter unten.
Am Morgen vom 19.10 heizen wir die super Strasse hinunter zum Grenzposten. Die Strasse wurde vor zwei Jahren neu geteert und hat wunderbare Kurven sowie fast kein Verkehr.
eifach nome geil!
Die Einreise gestaltet sich problemlos. Die Pässe werden gescannt und wir müssen einen Hotelnamen in Stephanakert angeben. Kurz darauf werden wir mit einem "good luck" wilkommen geheissen. Nun sind wir also, so zu sagen, in zwei (oder 3) Ländern. Einmal in Bergkarabach und einmal in Armenien, denn rein Stempeltechnisch sind wir nicht aus Armenien ausgereist. Ausserdem sind wir staatspolitisch in Aserbaidschan, da Karabach im Krieg in den 90er von den Armeniern besetzt wurde und seither sich zwar als Staat Karabach sieht, aber von niemanden als Staat anerkannt wird.
Die Fahrt in Richtung Dadivank ist weiter super und teilweise sehr spektakulär. An einem Ort passt die Strasse neben dem Bach nur noch gerade so zwischen die hohen senkrechten Felswände.
reicht gerade
In Dadivank besichtigen wir das Kloster, welches aktuell gerade renoviert wird.
Echse am sonnenbaden
Es wird so oder so entlang dieser Straase sehr viel investiert. Überall stehen neue Tankstellen und Restaurants.
Bis Drombon können wir die gesammelten Höhenmeter elegant in viele Kilometer verwandeln. Nach dem Picknick gehts dann aber wieder hinauf, so dass wir statt 30 noch knapp 10km/h fahren.
Irgendwann kommt ein Ford Transit entgegen mit Fahrädern am Heck entgegen. Das muss ein Tourist sein. Der Blick auf die Autonummer bestätigt dies: es ist ein Aargauer. Also halten wir ihn an. Er kommt gerade aus dem Iran und kann uns somit mit den neusten Infos versorgen. Nach einigem Gequatsche mitten auf der Strasse, der Verkehr fährt um uns herum, fahren wieder weiter. Kurz darauf hupt es hinter uns. Nichts spezielles. Aber als es nochmals hupt und vor allem niemand überhohlt, schauen wir zurück und sehen nochmals den Transit von vorher. Er habe noch zwei Sachen für uns, welche er nicht mehr braucht: Fast 2 Millionen Rial und eine iranische SIM-Karte. Wir bezahlen ihm dafür 10 Franken. Super Deal. So müssen wir nicht an der Grenze, zu einem wahrscheinlich schlechtem Kurs, Rial kaufen.
Heute morgen fuhren wir nach Stepanakert und liessen uns das Visum beim Aussenministerium geben. Die Stadt ist sehr schön und extrem herausgeputzt. Ein wenig absurd ist es, dass die relativ kleine Stadt doch alle gängigen Ministerien und Gebäude hat, die eine Hauptstadt so haben muss (Präsidentspalast, Ministerium für auswärtige Angelegenheiten, etc.) Wir liessen uns in einem Guesthouse für eine Nacht nieder.
Stepanakert

2 Kommentare:

  1. Mit viel Interesse lese ich immer deine Reiseberichte. Händ Sorg und liebe Grüsse Klaus

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  2. Top! Wiiterhin viel Spass und Ruggewind
    Gruess Fabian

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